Die Waldfotografie bringt einige Herausforderungen mit sich. Einerseits schwierige Lichtverhältnisse, ob nun an einem sonnigen Tag, wenn es große Helligkeitsunterschiede zwischen Licht und Schatten gibt oder dann, wenn es im Wald sehr düster ist. Andererseits ist es nicht immer einfach Ordnung in das Gewirr an verschiedensten Pflanzen zu bringen. Wie du dennoch großartige Waldaufnahmen machen kannst und worauf du achten solltest, erfährst du in diesem Artikel.
Welche Einstellungen sollte ich für die Waldfotografie wählen?
Die richtigen Kameraeinstellungen setzen sich immer aus den drei Parametern Blende, Belichtungszeit und ISO zusammen, die aufeinander abgestimmt werden müssen, um ein korrekt belichtetes Foto zu erhalten. Es gibt nicht die eine richtige Einstellung, die man stets verwenden sollte, da die Einstellungen vom vorhandenen Licht abhängig sind.
Je nachdem, ob die Tiefenschärfe gering oder hoch sein soll, sollte entweder eine große oder eine kleine Blende gewählt werden.
Die Belichtungszeit sollte so gewählt werden, dass ein verwacklungsfreies Foto Freihand möglich ist. Hierfür sollte die Belichtungszeit bei Brennweiten unter 60mm mindestens 1/60s betragen, bei Brennweiten größer als 60mm sollte sie mindestens 1/Brennweite sein. Angenommen du fotografierst mit einer Brennweite von 100mm, solltest du eine Belichtungszeit von mindestens 1/100s einstellen, um nicht Gefahr zu laufen, ein verwackeltes Foto zu schießen.
Nutzt du ein Stativ zum Fotografieren, gelten diese Richtlinien nicht mehr und du kannst eine beliebige Belichtungszeit einstellen. Was du allerdings bedenken solltest, sind Bewegungen von Pflanzen, Ästen und Blättern. Ist es sehr windig, benötigst du eine kürzere Belichtungszeit, um keine Bewegungsunschärfe im Foto zu erhalten. Allerdings kannst du Bewegungsunschärfe in Blättern und Ästen auch einsetzen, um Dynamik ins Bild zu bringen. Experimentiere daher am besten mit verschiedenen Einstellungen.
Ist es im Wald sehr dunkel und du fotografierst ohne Stativ, musst du eine höhere ISO einstellen, damit dein Foto hell genug wird. Scheint die Sonne durch die Bäume in den Wald hinein, genügt oft eine ISO zwischen 200 und 400. Ist es jedoch eher düster benötigst du eine ISO von 800 oder sogar noch höher.
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Problematische Lichtverhältnisse – großer Dynamikumfang
Die Sonne scheint durch die dichten Blätter der Bäume und einzelne Lichtstrahlen erhellen den Waldboden. Eine magische Atmosphäre, die du mit deinen Augen problemlos wahrnehmen kannst. Unser Auge kann einen Dynamikumfang von 14 bis 20 Blendenstufen wahrnehmen. Der Dynamikumfang bezeichnet den Helligkeitsunterschied zwischen dunkelstem und hellstem Bereich in einem Foto.
Eine Kamera stellt eine Szene anders dar, als wir sie mit unseren Augen wahrnehmen, denn sie kann lediglich einen Dynamikumfang von 8 bis 14 Blendenstufen wiedergeben. Das ist der Grund, weshalb Szenen mit sehr großen Helligkeitsunterschieden in der Kamera oder hinterher am PC oft ganz anders aussehen, als wir sie vor Ort wahrgenommen haben.
Bei der Aufnahme von Szenen mit sehr großen Helligkeitsunterschieden ist es oft der Fall, dass entweder der Himmel strahlend weiß erscheint, man spricht hierbei auch von einem ausgebrannten oder ausgefressenen Himmel, oder Bäume sich lediglich als dunkle Silhouetten vor dem Himmel abheben.
In den meisten Fällen wirken dunkle Schatten auf den Betrachter weniger störend als ein heller, ausgebrannter Himmel. Daher lieber dunkle Bäume im Foto als ein weißer Himmel.
Doch wie lässt sich das Problem des großen Dynamikumfangs umgehen? Ein großer Vorteil ist es in solchen Fällen im RAW Format zu fotografieren. In der Bildbearbeitung lassen sich helle Stellen leichter abdunkeln sowie dunkle Bereiche aufhellen, als es im JPG Format der Fall ist.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin den Himmel durch die Wahl eines geeigneten Bildausschnittes aus dem Foto auszuschließen. Dies kann bereits bei der Aufnahme gemacht werden oder erst hinterher in der Bildbearbeitung.
Die dritte Möglichkeit wäre eine Belichtungsreihe aus mehreren Einzelaufnahmen, die anschließend zu einem Foto zusammengefügt werden. Manche Kameramodelle bieten diese Funktion bereits in der Kamera. Belichtungsreihen lassen sich jedoch auch in vielen Bildbearbeitungsprogrammen zu einem sogenannten HDR Foto zusammenfügen. HDR steht hierbei für high dynamic range was im Deutschen hoher Dynamikumfang bedeutet.
Licht gezielt nutzen
Licht besitzt verschiedene Eigenschaften. Eine davon ist die Lichtrichtung. Mit der Lichtrichtung lassen sich verschiedene Effekte in einem Foto erzielen und Emotionen auslösen.
Steht die Lichtquelle, im Falle der Waldfotografie die Sonne, vor uns, sprechen wir von Gegenlicht. Gegenlicht bringt Blätter zum Leuchten und sorgt für eine außergewöhnliche Stimmung. Gegenlicht lässt sich besonders gut am Waldrand fotografieren, weil die Sonne hier direkt auf die Blätter der Bäume trifft und sie von hinten erstrahlen lässt.
Ist die Sonne selbst im Foto zu sehen, kann bei Gegenlicht ein sogenannter Blendenstern fotografiert werden. Wähle hierfür eine kleine Blende und achte darauf, dass die Sonne teilweise durch Bäume, Blätter oder Äste verdeckt ist.
Mit Seitenlicht lassen sich Strukturen betonen und Details hervorheben. Besonders schön ist Seitenlicht, wenn die Sonne niedrig steht, so wie es nach Sonnenaufgang und vor Sonnenuntergang der Fall ist. Zu dieser Zeit ist das Licht schön weich und die Schatten nicht so hart.
Eine weitere Eigenschaft des Lichts ist die Lichtqualität. Wir unterscheiden hartes und weiches Licht. Hartes Licht wird durch eine direkte Lichtquelle, in der Waldfotografie durch die Sonne, erzeugt und wirft stark abgegrenzte, dunkle Schatten. Licht und Schatten lassen sich gezielt ins Foto einbinden und als Motiv nutzen.
Weiches Licht dagegen erzeugt kaum bis gar keine Schatten. Ein solches Licht finden wir bei Nebel oder bewölktem Himmel vor. Mit weichem Licht lässt sich in der Waldfotografie das Problem des großen Dynamikumfangs leicht umgehen, daher eignet es sich sehr gut zum Fotografieren im Wald. Da hierbei die Kombination aus Licht und Schatten als Bildgestaltungsmittel wegfällt, kannst du dich auf Farben und Formen von Bäumen, Blättern und Pflanzen konzentrieren.
Nebel erzeugt einerseits schönes weiches Licht, andererseits kann er eine mystische, melancholische oder auch verträumte Stimmung erzeugen, die durch die passende Bearbeitung noch weiter verstärkt werden kann.
Bildkomposition – Ordnung ins Chaos bringen
Neben dem großen Dynamikumfang ist die größte Herausforderung in der Waldfotografie die Wahl einer schönen Bildkomposition. Im Wald finden sich sehr viele Motive auf engem Raum nebeneinander, daher ist es besonders wichtig, sich auf Details zu konzentrieren und nicht zu viele Elemente in ein Foto zu integrieren. Hier gilt die Regel weniger ist mehr.
Eine Möglichkeit das Bild zu vereinfachen, besteht darin nahe an ein Motiv heranzugehen und eine geringe Tiefenschärfe zu nutzen. Dadurch wird das Motiv vor dem Hintergrund freigestellt.
Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung eines Teleobjektivs. Damit lassen sich Details nahe heranholen und störende Bildelemente ausblenden.
Nebel eignet sich ebenfalls sehr gut, um Ruhe in die Bildkomposition zu bringen. Nebel blendet Teile des Waldes, die sich weiter entfernt befinden, aus und sorgt auf diese Weise für ein aufgeräumteres Foto.
Auch in der Waldfotografie lassen sich die klassischen Bildgestaltungsmittel wie Drittelregel, goldener Schnitt, Führungslinien etc. anwenden.
Motive finden
In dem Gewirr aus Bäumen und anderen Pflanzen ist es oft nicht ganz einfach Motive zu entdecken. Lass dir Zeit und sehe dich in deiner Umgebung um.
Was zieht deinen Blick auf sich? Wenn du etwas Interessantes gefunden hast, frage dich: Was an meinem Motiv hat mein Interesse geweckt? War es die einzigartige Struktur eines Baumes? Die rote Farbe eines Blattes? Das Sonnenlicht, das sich seinen Weg durch das Laub der Bäume sucht? Das ist dein Hauptmotiv. Konzentriere dich darauf und gestalte eine Bildkomposition um dieses Motiv herum.
Ein paar Motivideen möchten wir dir hier gleich mitgeben:
Waldwege
Während mitten im Wald Bäume und andere Pflanzen meist kreuz und quer durcheinander stehen, wirken sie entlang von Waldwegen geordneter und weniger chaotisch. Außerdem lassen sich Waldwege gut als Führungslinien einsetzen, die den Blick des Betrachters durch das Foto lenken.
Minimalismus
Durch das Beschränken auf ein einfaches Detail während alles andere ausgeblendet wird, entstehen schöne minimalistische Bilder.
Abstrakt
Nutze eine etwas längere Belichtungszeit und bewege die Kamera während der Aufnahme. Dabei entstehen wunderbar abstrakte Bilder, die fast an ein Gemälde erinnern. Experimentiere mit verschiedenen Verschlusszeiten und Bewegungen und sei gespannt auf die Ergebnisse.
Bist du auf den Geschmack gekommen und möchtest das Thema Fotografieren intensiver angehen? Dann wähle hier aus, was dich gerade anspricht:
Zoomeffekt
Hast du schon einmal während der Aufnahme am Zoom deiner Kamera gedreht? Dabei entstehen tolle Effekte und das Bild wirkt, als würdest du direkt hineingesaugt werden.
Impressionistisch
Schwenkst du die die Kamera in einer gleichförmigen Bewegung nach oben oder unten entstehen interessante impressionistische Aufnahmen. Du kannst die Aufnahme aus der Hand machen oder ein Stativ verwenden, um eine gleichmäßige Bewegung nach oben oder unten auszuführen.
Kreisbewegung
Schwenkst du deine Kamera während der Aufnahme im Kreis, entstehen je nach gewählter Verschlusszeit halbkreisförmige oder kreisförmige Linien im Foto.
Spiegelungen
Spiegelungen lassen sich in der Waldfotografie hervorragend einsetzen. Dabei kann es sich um Spiegelungen außerhalb des Waldes, z.B. in einem See handeln. Oder du kannst Wasser im Inneren des Waldes wie Pfützen, Bäche, Teiche nutzen.
Jahreszeiten
Jede Jahreszeit hält neue Motive für schöne Waldaufnahmen bereit. Ob der Frühling mit bunt blühenden Blumen, die zwischen den Bäumen hervorsprießen, der Sommer, wenn die Bäume in voller Blätterpracht stehen, farbiges Laub im Herbst oder Schnee im Winter. Jede Jahreszeit hat ihren ganz eigenen Reiz.
Nahaufnahmen
Mit einem Makroobjektiv lassen sich wunderbare Nahaufnahmen von Blättern und Nadeln machen. Ob Blätter mit Wassertropfen nach einem Regenschauer oder frostüberzogene Nadeln im Winter.
Im Herbst ist die Zeit, wenn zahlreiche Pilze aus dem Boden sprießen. Auch von diesen kannst du wunderbare Detailaufnahmen machen und es gibt sie in zahlreichen Farben und Formen.
Auch Moos gibt es in den verschiedensten Formen und Grüntönen. Die feinen Details lassen sich mit einem Makroobjektiv besonders gut ablichten.
Du kannst auch Nahaufnahmen von Zapfen machen. Diese können dabei entweder am Baum hängen oder auf dem Waldboden liegen. Mit einem Makroobjektiv kannst du Nahaufnahmen der Struktur machen.
Farben & Perspektiven
Manche Motive heben sich allein durch ihre Farbe von der restlichen Umgebung ab, wie beispielsweise ein einzelner Laubbaum mit farbigem Laub zwischen Nadelbäumen.
Nutze verschiedene Perspektiven für deine Fotos. Fotografiere entlang eines Baumstammes nach oben oder stelle dich zwischen mehrere Bäume und fotografiere senkrecht nach oben. Gehe hinunter auf den Boden und mache von dort eine Aufnahme aus einer niedrigen Perspektive. Extreme Perspektiven, die sich von unserer gewohnten Perspektive unterscheiden bringen Spannung ins Bild.
Markante Bäume
Manche Bäumen ziehen unseren Blick alleine durch ihre außergewöhnliche Form auf sich. Solche Bäume eignen sich sehr gut als Fotoobjekt. Dabei kannst du entweder den gesamten Baum in seiner Umgebung fotografieren oder du konzentrierst dich auf bestimmte Details, wie die Form seiner Äste.
Tiere
Im Wald findest du zahlreiche Waldbewohner, die sich als Fotomotive anbieten. Große Tiere wie Rehe, Vögel wie ein Buntspecht, aber auch kleine Tiere wie Schlangen oder Insekten.
Da sind bestimmt viele Anregungen für dich dabei. Zeig uns doch dein Bild von deinem Waldspaziergang in der Facebook Gruppe!
Ich heiße Carina, lebe zusammen mit meinem Mann und meiner Tochter im schönen Niederösterreich und bin leidenschaftliche Hobbyfotografin. 2013 ist meine erste DSLR, eine Nikon D3200, bei mir eingezogen, der ich auch immer noch die Treue halte.
leidenschaftliche Fotografin