Porträtfotografie Tipps für Einsteiger

Porträtfotografie Tipps

Die Porträtfotografie ist einer der interessantesten und gleichzeitig wichtigsten Bereiche der Fotografie. Jeder von uns braucht Fotos von sich – ob privat oder beruflich. Spätestens wenn wir einen Reisepass oder einen Führerschein brauchen, ist sogar der ärgste Porträtmuffel dran. 

Starte mit meinen Porträtfotografie Tipps für deine ersten Porträts von Familie und Freunden. 

Du hast bestimmt schon versucht, Fotos von Personen zu machen und du wirst möglicherweise entdeckt haben, dass es gar nicht so einfach ist. Porträtfotografie ist eine sehr komplexe Angelegenheit, weil einfach so viele Faktoren eine Rolle spielen. Die Technik ist natürlich sehr wichtig. Aber mit ihr allein gelingt dir kein gutes Porträt. Die Location, das Licht, die Pose und ganz wichtig: das zwischenmenschliche zwischen Fotograf und porträtierter Person. 

Ganz richtig: diese zwei Personen müssen miteinander kommunizieren und je besser sie das machen, desto besser wird auch das Foto. Je besser sie sich verstehen, desto schöner wird das Porträt.

Porträtfotografie Tipps
f/2.8 | 1/640 sek | ISO 250 | 70 mm | ohne Blitz

Was ist denn überhaupt ein Porträt?

Wenn wir Porträt hören, denken wir wahrscheinlich an das klassische Porträt, das wir aus der Malerei kennen. Es zeigt einen relativ engen Bildausschnitt einer Person – und zwar vom Kopf bis zur Brust. 

Wenn wir an die Ansicht des Gesichts denken, unterscheiden wir zwischen Vollansicht, 3/4 Profil und Profil. Die Vollansicht zeigt das Gesicht von vorne. Beim 3/4 Profil ist dem Betrachter eine Gesichtshälfte mehr zugewandt – man sieht aber noch beide Wangen und Augen. Das Gesicht wirkt im 3/4 Profil am plastischsten.

Beim Profil hingegen ist nur mehr eine Seite des Gesichts zu sehen. Es eignet sich hervorragend für Gegenlichtfotos, um Silhouetten, auch Scherenschnitt genannt,  zu erzeugen. 

Porträt Vollansicht
Vollansicht: f/3.2 | 1/200 sek | ISO 160 | 155 mm
Porträt 3/4 Ansicht
3/4-Ansicht: f/3.2 | 1/200 sek | ISO 160 | 155 mm
Porträt Profil Ansicht
Profil Ansicht: f/3.2 | 1/200 sek | ISO 160 | 145 mm

Tipp!

Die Fotografie hat sich so wie alles auf der Welt auch weiterentwickelt und mit Licht, Anschnitt und Posen können wir Fotografen kreative Porträts gestalten und uns von den klassischen Porträts ein wenig wegbewegen. 

Muss ein Porträt ein Brustbild sein?

Wenn wir einen Menschen porträtieren, möchten wir ihn möglichst gut charakterisieren. Wenn die Person zum Beispiel immer einen Hut trägt, man die Person quasi nur mit Hut kennt, dann wird man diese Person sehr wahrscheinlich auch mit Hut ablichten. Sehr aussagekräftig sind – neben den Augen – die Hände. Sie sprechen – sie zeigen uns, ob die Person locker oder verspannt ist. 

Ein Porträt musst also nicht immer ein klassisches Brustbild sein. Ein Fill-the-Frame-Shot des Gesichts kann zum Beispiel sehr kraftvoll sein. Du kannst auch eine Person in seiner Arbeitsumgebung zum Beispiel im Sitzen oder in der ganzen Ansicht ablichten. Überlege, wie du die Person fotografierst, sodass das Bild ihren Charakter zeigt. 

Porträtfotografie Tipps
Der Schmied in seiner Arbeitsumgebung. Kein klassisches Porträt, aber doch ein Porträt mit einer Geschichte.
f/5 | 1/50 | ISO 125 | 80 mm | Blitz

Die Wahl der Brennweite und der Perspektive

Brennweite:

Die Wahl der Brennweite ist entscheidend bei Porträts. 

Verwende ich ein Weitwinkelobjektiv, wird das Gesicht spitzer. 

Je näher ich mit einem Weitwinkel an die Person herangehe, desto stärker werden die ursprünglichen Proportionen entfremdet. Bei Nahaufnahmen vom Gesicht wird die Nase viel zu groß abgebildet wird. 

Je größer die Brennweite, desto flacher wird das Gesicht und auch kräftiger. 

Hat dein Model ein schmales Gesicht, vielleicht eine etwas größere Nase oder ein langes Kinn? Dann wählst du eine Brennweite ab 85 mm, um dem Gesicht mehr Fülle zu geben und Kinn oder Nase durch die lange Brennweite zu komprimieren. 

Mit einer kurzen Brennweite (zw. 24 und 35 mm) und einer kurzen Distanz zu unserem Model schaffen wir einen Nähe und Vertrautheit. Solche Porträts wirken oft dramatischer und vermitteln dem Betrachter, als ob er direkt dabei stehen würde.

Fotografieren wir eine Person mit einer langen Brennweite, wirkt sie freigestellt und isoliert. Die Verbindung zur Person und die Nähe geht dadurch etwas verloren. 

Unterschiedliche Brennweiten bedeutet auch variierender Hintergrund. Je länger die Brennweite, desto mehr sieht es aus, als ob der Hintergrund direkt hinter der Person beginnt – er erscheint viel näher und auch komprimierter. Das Gesicht wirkt ab 70 mm Brennweite größer.

Porträtfotografie Tipps
24 mm
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70 mm
Porträtfotografie Tipps
200 mm

Perspektive:

Die Wahl der Perspektive ist ebenso entscheidend wie die Wahl der Brennweite. Eine minimale Veränderung kann eine große Wirkung haben.
Halte ich die Kamera leicht oberhalb oder unterhalb der Augenhöhe macht einen Riesenunterschied. Fotografierst du eine Person von oben herab, wirkt es meist genau so: von oben herab. Die Person wirkt unterlegen. Das ist speziell dann der Fall, wenn du von weit oberhalb der Augenhöhe hinunter fotografierst.

Umgekehrt wirkt die Person mächtiger und erhabener, wenn du sie von unterhalb der Augenhöhe fotografierst. Auch da kommt es wieder darauf an, wie extrem nach unten du gehst. 

Kinder und Hunde solltest du übrigens immer auf Augenhöhe fotografieren. 

Apropos Augen: Experimentiere mit den Perspektiven und bemerke den Unterschied. Überlege dir, was du mit dem Porträt ausdrücken möchtest und entscheide dann, mit welcher Perspektive der Ausdruck am besten rüberkommt. 

Einstellungen Porträtfotografie

Welche Einstellungen du bei einem Porträt setzt, kommt zum einen auf das Licht an, das du zur Verfügung hast und zum anderen auf den Effekt, den du gerne hättest.

Wenn du mit dem Belichtungsdreieck noch nicht vertraut bist, empfehle ich dir, diese Grundlagen zu lernen. Sie sind das Fundament für alle Bilder, die du machst. Wenn du weißt, wie Blende, Verschlusszeit und ISO zusammenhängen und funktionieren, kannst du in jeder Situation reagieren. 

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Zur ISO noch ein paar Worte: Lass dich bitte aufgrund von ISO und einem möglichen Bildrauschen nicht verrückt machen. Wenn das Rauschen nicht komplett und absolut störend ist, trau dich ruhig, die ISO auch einmal nach oben zu drehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Rauschen meistens den Fotografen am meisten stört. 

Außerdem kann ein Bildrauschen bei manchen Bildern sogar ganz gut passen.

Mache den Test, mit welcher ISO deine Kamera noch für dich brauchbare Ergebnisse erzielt. Meine empfehung: Zoome bei der Beurteilung, ob das Bild rauscht oder nicht aber nicht ins Foto hinein. Viele machen den Fehler, dass sie 300 oder gar 400% ins Bild zoomen – dann findest du bei jedem noch so perfekten Foto Makel. 

Lassen wir also ISO und Belichtungszeit beiseite und schauen uns die Blende an, die für die Schärfentiefe zuständig ist. 

In der Regel möchtest du die Person vom Hintergrund freistellen, der Hintergrund soll also verschwimmen. Wie sehr dieser Hintergrund verschwimmt, entscheidest du. Eine sehr offene Blende von 1.8 oder 2.8 ist möglicherweise nicht immer gewünscht. Manchmal möchtest du vielleicht mehr vom Hintergrund zeigen, also eine größere Tiefenschärfe – vor allem, wenn die Umgebung eine große Rolle im Kontext des Porträts steht. Dann wählst du vielleicht eine Blende 4 oder 5. 

TIPP!

Auch hier gilt: Ausprobieren! Leg dich nicht auf eine Blende fest, sondern mache mehrere Fotos mit mehreren Blenden. 

Und zum Schluss:

Denke daran, dass ein Porträt ein Gemeinschaftsprojekt und Kommunikation zwischen Fotograf und Model das wichtigste ist. Binde das Model ein, rede mit ihm, lass es teilhaben. Hör zu, wenn es dir Hinweise gibt, dass es unsicher oder nervös ist. 

Am besten funktioniert es, wenn du mit deinem Model über etwas sprichst, dass es gerne mag oder tut. Finde ein Thema, bei dem es so richtig aufgeht. Und während es spricht, lacht und gestikuliert, machst du deine Bilder. 

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