Egal ob du Fotografie Anfänger oder schon ein ambitionierter (Hobby)Fotograf bist. Irgendwann stehst du vor der Frage: „Welche Kamera soll ich kaufen“? Der Markt wird überschwemmt mit neuen Digitalkameras – da ist guter Rat teuer. Welche Kamera passt also zu dir? Hier ist meine Kamera Kaufberatung für dich.
Als Fotokurs Leiterin werde ich sehr oft um Tipps zum Kamerakauf gefragt. Und ganz ehrlich: ich kann dir nicht die EINE Kamera empfehlen, denn das wäre äußerst unseriös von mir. Ich werde auch hier in diesem Artikel keine lange Auflistung von diversen Modellen in allen möglichen Preisklassen anführen. Auch wenn ich sehr viele Kameras aus meinen Fotokursen kenne, so fotografiere ich nicht regelmäßig mit diesen und daher kann ich keine Empfehlung, die auf eigenen Erfahrungen basiert, abgeben.
Aber ich kann dir hier mit den wichtigen Kriterien für einen Kamerakauf helfen:
#1 Die Anzahl der Megapixel. Je mehr desto besser?
Du bist bestimmt schon über den Begriff Megapixel (MP) gestolpert. Megapixel geben Auskunft über die Auflösung, über die eine Kamera verfügt. Eine Kamera mit einer Auflösung von 24 Megapixel hat einen Sensor, auf dem 24 Millionen Elemente sitzen, die Farb- und Helligkeitsinformationen aufzeichnen und als Bild wiedergeben. Die Angabe der Megapixel gibt Auskunft darüber, wie groß das Bild in einer guten Qualität ausgegeben werden kann.
Heißt also je mehr Megapixel, desto besser?
Mehr Megapixel bedeuten mehr Bilddetails. Das bedeutet, dass du Fotos in einem größeren Format ausgeben kannst. Je größer die Auflösung, desto besser werden auch kleine Ausschnittsvergrößerungen.
Das heißt aber nicht, dass du jetzt die neueste Kamera mit über 60 MP brauchst. Die gängigen Modelle verfügen über eine Bandbreite von 24 bis 36 MP – in dem Bereich bist du gut aufgehoben.
Tipp Nr. 1 beim Kamerakauf: Gehe nicht nach der Anzahl der Megapixel
#2 Der Sensor. Muss es eine Vollformat sein?
Zunächst einmal: Was ist der Sensor? Er ist das Herzstück einer Kamera, denn er erfasst die Daten und wandelt sie in ein Bild um. Es gibt verschiedene Sensorgrößen.
Die gängigsten Sensoren im Überblick:
Da Vollformatkameras sehr groß, schwer und teuer waren, kamen mit den digitalen Spiegelreflexkameras sogenannte APS-C Sensoren auf den Markt und mit den Systemkameras kamen dann die Micro-Four-Thirds Sensoren.
Alle Sensorgrößen haben ihre Vor- und Nachteile.
Bei gutem Licht, insbesondere hellem Tageslicht, machen alle Kameras gute Fotos. Eine Kamera mit einem kleinen Sensor ist leichter und preiswerter als eine Kamera mit einem großen Sensor. Vollformatkameras sind schwerer, größer und teurer. Außerdem sind auch die Objektive größer, schwerer und teurer. Dafür verfügen Vollformatkameras über einen höheren Dynamikumfang und ein geringeres Rauschverhalten. Die Bildqualität bei wenig Licht ist demnach besser.
Kameras mit Micro-Four-Thirds Sensoren erfreuen sich immer größerer Beliebtheit und daher kommt auch immer mehr Zubehör (insbesondere Objektive) für diese Kameras auf den Markt.
Im Zusammenhang mit dem Sensor taucht auch immer wieder der Begriff Cropfaktor auf, den ich kurz erkläre. Auf jedem Objektiv findest du den Brennweitenbereich in Millimeter, z.B. 10-24 mm. Diese Millimeter beziehen sich aber auf den Einsatz des Objektives auf einem Vollformatsensor.
Ein kleinerer Sensor erfasst klarerweise einen kleinen Bildausschnitt. Das Bild wird also beschnitten. Auf Englisch heißt beschneiden crop – daher kommt der Name Cropfaktor. Wenn du eine Kamera APS-C Sensor hast, werden aus 10 mm Brennweite 10 x 1,5 (bzw. 1,6 bei Canon) = 15 mm. Der Bildwinkel wird demnach schmäler. Bei Micro-Four-Thirds Sensoren musst du den Faktor 2 nehmen – aus 10 mm werden 20 mm.
Tipp Nr. 2 beim Kamerakauf: Entscheide nicht nach der Sensorgröße, sondern deinem Einsatzgebiet (siehe Punkt 4).
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#3 Achte beim Kamerakauf auf die Haptik
Die Kamera soll nicht nur zu dir und deinen Bedürfnissen passen, sondern sie muss auch in deine Hände passen. Mein absoluter Tipp wenn es um’s Digitalkamera Kaufen geht ist, die Kamera in die Hand zu nehmen und zu fühlen, ob sie gut in deiner Hand liegt. Stelle dir folgende Fragen:
Kannst du die Kamera gut mit einer Hand tragen? Hast du das Gefühl, dass du sie sicher hältst? Oder rutscht sie dir leicht aus der Hand?
Wie liegt sie in beiden Händen, wenn du durch den Sucher schaust?
Erreichst du den Auslöser gut?
Wie lassen sich die Einstellungsräder drehen, während du ein Motiv anvisierst?
Kannst du die Knöpfe gut erreichen und drücken oder sind sie für deine Finger zu eng?
Tipp Nr. 3 meiner Kaufberatung für eine neue Kamera: Teste die Kamera unbedingt, ob sie haptisch zu dir passt.
#4 Kaufe eine Kamera je nach deinem Einsatzgebiet
Die eierlegende Wollmilchsau gibt es leider nicht. Das wird dir jeder Kamerakauf Ratgeber sagen. Überlege dir, wann du die Kamera hauptsächlich einsetzen wirst und stelle dir diese Fragen:
Nimmst du sie auf den Berg mit? Wenn du gerne wanderst und die Berge fotografierst, wirst du ein froh sein, ein kleineres, leichtes Modell mit im Rucksack zu haben.
Soll es eine Allround-Kamera zum Reisen sein? Möchtest du wenig mitschleppen und trotzdem für alle Motive gerüstet sein?
Was ist das Ziel, das du mit deinen Fotos erreichen möchtest? Wenn du deine Bilder groß und in guter Qualität ausarbeiten lassen möchtest oder Fotografie-Aufträge hast, wirst du zu einer anderen Kamera greifen, als wenn du ab und zu bei einem Spaziergang fotografierst.
Gibt es ein besonderes Einsatzgebiet (zB Tierfotografie, Actionfotografie, Portraits, Landschaft,…)?
Möchtest du Videos in guter Qualität machen? Soll die Kamera einen Mikrofon-Ausgang haben?
Tipp Nr. 4 meiner Kamera Kaufberatung: Gehe in ein Foto-Fachgeschäft in deiner Nähe und lass dich beraten. Dort hast du qualifiziertes Personal, das dich so berät, dass du deine perfekte Kamera für DEIN Bedürfnis findest.
Bleib fair: Bitte lass dich nicht im Fachgeschäft beraten und kaufe dann die Kamera online bei einem anderen Händler…
#5 Mehr Funktionen = besser?
Ich hatte vor einiger Zeit eine Seniorin in meinem Fotokurs. Sie hatte eine neue Olympus-Kamera. Und wer selber eine Olympus hat, weiß, dass die Kamera sehr viele Funktionen und Menüpunkte hat – zu viele, meiner Meinung nach. Denn in der Regel braucht man diese nicht alle. Und je mehr Funktionen, Knöpfe und Einstellungsmöglichkeiten eine Kamera hat, desto besser muss der Kamerabesitzer damit umgehen können.
Sieh dir auch das Kameramenü an. Ist es intuitiv?
Tipp Nr. 5 beim Kamerakauf: Vor allem Fotografie Einsteigern rate ich zu „einfachen“ Digitalkameras. Damit meine ich Kameras mit einem überschaubaren Menü und nicht zu vielen Funktionen. Auch hier kann dir das qualifizierte Personal im Foto-Fachgeschäft (Ein Geschäft, das auf Fotografiezubehör spezialisiert ist) helfen.
#6 Spiegelreflexkamera vs. Systemkamera vs. Bridgekamera
Bei all den Modellen, die am Markt sind und bei der Geschwindigkeit, wie sich die Technologie in den letzten Jahren verändert hat, ist es kein Wunder, dass man nicht mehr mitkommt. Den größten Aufschwung in der Kameraindustrie haben wohl sogenannte Systemkameras gemacht.
Was sind die Unterschiede zwischen Spiegelreflex-, spiegellosen System- und Bridgekameras?
Die kleine Kompaktkamera lasse ich hier einmal außen vor.
Die Bridgekamera ist ein Hybrid, denn sie hat den Vorteil des eingebauten Objektives, das du von den Kompaktkameras kennst aber die Größe einer Systemkamera. Der große Vorteil einer Bridgekamera liegt im extrem großen Zoombereich. Der kommt vor allem Menschen zugute, die kompakt reisen, und eine Kamera für jede Fotosituation griffbereit haben möchten. Der Nachteil einer Bridgekamera ist die Bildqualität durch den kleinen Sensor, der vor allem bei schlechtem Licht seine Schwäche zeigt.
Die größere Entscheidung, vor der Fotografie Anfänger oder Kamerakäufer stehen, ist die Wahl zwischen einer Spiegelreflex- und einer spiegellosen Kamera. Diese werden meistens übrigens einfach nur Systemkameras genannt.
Hier findest du die wesentlichen Unterschiede dieser zwei Systeme:
Der wesentliche technische Unterschied zwischen den beiden Systemen ist der Spiegel. Bei einer Spiegelreflexkamera klappt beim Auslösen der Spiegel im Kamerainneren hoch und das Licht fällt auf den Sensor. Eine spiegellose Systemkamera hat diesen Spiegel nicht und dadurch sind diese Kameras in der Regel auch leichter und kompakter.
Der zweite große Unterschied zwischen DSLR und DSLM ist der Sucher. Die DSLR verfügt über einen optischen Sucher (OVF = optical viewfinder) und damit direkt durch die Kamera auf das Motiv. DSLMs haben einen elektronischen Sucher (EVF = electronical viewfinder). Das Motiv wird dir über ein eingebautes Display angezeigt. Wer den elektronischen Sucher schon kennt oder noch nie mit einer Spiegelreflex und einem optischen Sucher gearbeitet hat, wird nichts Ungewöhnliches erkennen. Für Umsteiger von DSLR zu DSLM ist der elektronische Sucher zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Bei älteren DSLM Modelle kann es zu einem Bildflackern und zu Verzögerungen kommen. Außerdem ist der Stromverbrauch höher und das Auge muss sich etwas mehr anstrengen. Dafür siehst du durch den elektronischen Sucher, wie das Bild aussehen wird. Effekte und Farben sind sofort sichtbar und auch nach dem Auslösen siehst du das fertige Bild noch durch den Sucher.
Tipp: Es gibt spiegellose Kameras ohne Sucher. Ich empfehle dir unbedingt, eine mit Sucher zu kaufen. Wenn die Sonne scheint, siehst du auf dem Display oft nichts, dafür hast du im Sucher dein Motiv genau im Auge.
Der dritte große Unterschied sind Größe und Gewicht. Spiegellose Kameras und ihre dazu passenden Objektive sind in der Regel kleiner und leichter als Spiegelreflexkameras mit ihren Objektiven. Vor allem Objektive der Vollformat-Spiegelreflexkameras sind groß und sehr schwer.
Lange Zeit war das Argument, dass spiegellose Kameras so wenig Zubehör – insbesondere Objektive – hätten, für viele Fotografen ein „Killerargument“. Durch den großen Aufschwung dieses Systems ziehen die Kamerahersteller jedoch laufend nach.
Wer viele Videos macht, wird mit einer spiegellosen Kamera mehr Freude haben, denn die meisten DSLMs schneiden in der Videofunktion wesentlich besser ab als die Spiegelreflexkameras.
Tipp Nr. 6 – Welches System sollst du dir also kaufen? Entscheide auch hier wieder nach den obigen Kriterien #3 und #4. Einsatzgebiet und Haptik sind die wesentlichen Faktoren beim Kamerakauf. Bei der Qualität bist du bei den heutigen Kameramodellen überall vorne dabei.