Fotografieren im manuellen Modus: Maximale Kontrolle über deine Fotos

gesamtes Motiv ist scharf
Die meisten Fotografen beginnen ihre fotografische Reise mit dem Automatikmodus der Kamera. Hierbei passt die Kamera sämtliche Einstellungen automatisch an und der Fotograf betätigt lediglich den Auslöser. Das Pendant dazu ist der manuelle Modus, in welchem alle Kameraeinstellungen selbständig vorgenommen werden. Das klingt erst einmal kompliziert, warum es sich aber dennoch lohnt auf das Fotografieren im manuellen Modus umzusteigen, erfährst du gleich hier.

Der Fokus: Bestimme, auf welchen Punkt die Kamera fokussiert

Stell dir vor, du bist im Zoo. Vor dir im Gehege geht Mama Eisbär spazieren. Hinter ihr folgt ein kleines, tapsiges Eisbärenbaby. Dummerweise befindet sich rund um das Gehege ein Zaun. Du zückst die Kamera, stellst den Automatikmodus ein, fokussierst und löst aus. Voller Vorfreude über den gelungenen Schnappschuss blickst du auf das Display und Enttäuschung kommt auf. Anstatt auf die Eisbären zu fokussieren, hat deine Kamera lieber den Zaun in den Fokus genommen. Du startest einen neuen Versuch, wieder mit demselben Ergebnis. Frustration macht sich breit. Hast du eine ähnliche Situation auch schon einmal erlebt? 

Warum hat die Kamera in unserem beispielhaften Erlebnis nicht auf die Eisbären fokussiert, sondern auf den Zaun? Ganz einfach, weil die Kameraautomatik nicht weiß, was dein Motiv ist und wohin sie fokussieren soll. Das führt oft dazu, dass das Objekt, das sich am nächsten an der Kamera befindet, in unserem Beispiel der Zaun, fokussiert wird. Damit die Kamera weiß auf welchen Punkt sie fokussieren soll, musst du ihr dies mitteilen. Die volle Kontrolle darüber, wo der Fokus in deinem Bild liegen soll, bekommst du, wenn du im manuellen Modus fotografierst. Hier bestimmst du, auf welchen Punkt die Kamera fokussiert und überlässt dies nicht dem Zufall durch die Kameraautomatik.

Fokus vorne auf dem Gras anstatt auf dem Gesicht
Der Fokus sitzt auf den Grashalmen, nicht auf dem Gesicht
Fokus sitzt richtig
Der Fokus sitzt auf dem Gesicht - trotz Grashalme im Vordergrund

Schärfe: Bestimme, welche Teile im Foto scharf sein sollen

Du hast bestimmt schon Fotos gesehen, auf denen das Motiv (z.B. eine Person, ein Tier, eine Blume) scharf abgebildet war, während der Hintergrund in Unschärfe verschwindet (=Bokeh). Oder Landschaftsaufnahmen, auf denen jedes Detail scharf abgebildet ist. Was im manuellen Modus mit der richtigen Einstellung kein Problem darstellt, wird im Automatikmodus zur reinen Glückssache. Genauso wenig wie die Kamera weiß, auf welchen Punkt sie fokussieren soll, weiß sie ebenso wenig, wie groß der Schärfebereich in deinem Foto sein soll. Um das gewünschte Verhältnis von scharfen zu unscharfen Bereichen zu erzielen, musst du der Kamera mit der richtigen Einstellung vorgeben, wie groß der Schärfebereich (die sogenannte Tiefenschärfe oder auch Schärfentiefe) im Foto sein soll. 

Motiv ist scharf, Hintergrund ist unscharf
Das Motiv ist scharf, der Hintergrund ist unscharf
gesamtes Motiv ist scharf
Das ganze Bild ist scharf

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Bewegung fotografieren: Bestimme, ob eine Bewegung eingefroren oder verwischt wird

Auch wenn es um das Fotografieren von Bewegungen geht, kommst du mit der Kameraautomatik schnell an die Grenzen. Mit der richtigen Belichtungszeit lassen sich Bewegungen einfrieren oder verwischen. Eine Bewegung einfrieren bedeutet, dass ein bewegtes Motiv scharf abgebildet wird, z.B. ein fahrendes Auto. Eine verwischte Bewegung dagegen wird z.B. oft bei Aufnahmen von Wasserfällen eingesetzt (Schleiereffekt) oder bei Nachtaufnahmen an vielbefahrenen Straßen, in denen die Beleuchtung der Autos als Lichtspuren erscheinen. Die Belichtungszeit, die die Kameraautomatik wählt, ist aber meistens eine ganz andere als jene, die du bräuchtest, um den gewünschten Bewegungseffekt zu erzielen. Auch hierbei bekommst du die volle Kontrolle, wenn du stattdessen im manuellen Modus fotografierst.

Bienenfresser im Flug
Der Bienenfresser im Flug eingefroren
Bewegung verwischt
Die schaukelnden Gondeln verwischen

Mache scharfe Fotos bei schlechten Lichtverhältnissen

Hast du schon einmal mit deiner Kamera im Automatikmodus in der Nacht, während der Dämmerung oder in schlecht beleuchteten Räumen fotografiert, hast du vielleicht festgestellt, dass viele Fotos unscharf geworden sind. Das liegt daran, dass die Kameraautomatik bei schlechten Lichtverhältnissen die Belichtungszeit verlängert. Ist die Belichtungszeit jedoch zu lange, kannst du nicht mehr aus der freien Hand fotografieren, weil deine Fotos verwackeln und unscharf werden. Du benötigst dann entweder ein Stativ oder musst die Belichtungszeit selbst so einstellen, dass du noch aus der Hand fotografieren kannst, ohne dass das Foto verwackelt.

manuell fotografiert bei wenig licht
Manuell fotografiert bei wenig Licht. Ohne manuelles Eingreifen wäre das Bild entweder zu dunkel oder unscharf

Belichtung: Bestimme, wie hell oder dunkel dein Foto sein soll

Das Ziel der Kameraautomatik ist es, stets ein korrekt belichtetes Foto zu erzeugen. Das funktioniert in den meisten Fällen auch ganz gut, in einigen Situationen wird die Automatik sich jedoch schwertun. Fotografierst du beispielsweise einen schwarzen Hund im weißen Schnee, wird der Hund in den meisten Fällen zu dunkel erscheinen, so dass keine Details wie Augen oder Fell mehr erkennbar sind. Ähnlich sieht es aus, wenn du eine weiße Blume vor einem schwarzen Hintergrund fotografierst. Hier wird die Blume zu hell erscheinen. Dem kannst du entgegenwirken, wenn du die Belichtung manuell anpasst.

Zudem lässt sich die Helligkeit im Bild auch einsetzen, um bestimmte Emotionen hervorzurufen. Ein dunkles Bild vermittelt Emotionen wie Trauer, Melancholie, Bedrohlichkeit, ein helles Bild erzeugt dagegen Emotionen wie Fröhlichkeit, Leichtigkeit, Unbeschwertheit. Manchmal wirst du ein Foto also bewusst dunkler oder heller belichten wollen. In der Automatik ist dies nicht möglich, da das Foto stets korrekt belichtet sein wird. Im manuellen Modus dagegen, kannst du die Bildhelligkeit beliebig festlegen.

Bewusste helle Aufnahme (High Key)

Fazit:

Der Automatikmodus liefert zwar in vielen Fällen ein korrekt belichtetes Foto, doch oft sind die entstandenen Bilder weit von dem entfernt, was du festhalten wolltest. Du kannst den Fokus nicht auf dein Motiv setzen, was dazu führen kann, dass wichtige Teile im Bild unscharf sind. Auch bei schlechten Lichtverhältnissen kann es durch zu lange Belichtungszeiten schnell zu verwackelten Fotos kommen. Außerdem nimmt dir der Automatikmodus die Möglichkeit dein Foto kreativ zu gestalten. Es lässt sich weder festlegen, welche Teile im Foto scharf sein sollen, welche unscharf, noch ob Bewegungen eingefroren oder verwischt dargestellt oder wie hell bzw. dunkel dein Foto sein soll. Willst du all diese Möglichkeiten ausschöpfen und maximale Kontrolle über deine Fotos gewinnen, solltest du in den manuellen Modus wechseln. Er ermöglicht es dir, Fotos nach deiner Vorstellung aufzunehmen.

Autorin: Carina Kronsteiner

Autorin: Carina Kronsteiner

Fotos: © Nicola Lederer

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