Makrofotografie für Einsteiger. Welches Equipment du brauchst

Makrofotografie Einsteiger

Die Makrofotografie erfreut sich unter den verschiedenen Fotografie Genres großer Beliebtheit. Dabei tauchst du in eine neue spannende Welt ein und machst winzige Dinge sichtbar, die du auf diese Art noch nie gesehen hast. In diesem Beitrag erfährst du, welches Equipment du brauchst, wenn du in die Makrofotografie einsteigst

Makrofotografie Einsteiger

Welche Kamera brauche ich für die Makrofotografie?

Für die Makrofotografie ist keine spezielle Kamera notwendig. Es eignet sich jede Kamera mit Wechselobjektiv, auf die du ein spezielles Makroobjektiv oder Zwischenringe montieren kannst. Aber auch Bridgekameras mit entsprechendem Filtergewinde können für Makroaufnahmen mit einer Nahlinse verwendet werden. 

Zwischenringe? Nahlinse? Makroobjektiv?

Wir klären auf…

Makroobjektiv und Alternativen

Zwischenringe

Eine günstige Alternative zum Makroobjektiv sind sogenannte Zwischenringe. Diese werden zwischen Objektiv und Kamera montiert und bieten sich an, wenn du in die Makrofotografie hineinschnuppern möchtest, ohne gleich in ein teures Makroobjektiv zu investieren. Oft werden sie als Set angeboten, in dem Zwischenringe in verschiedenen Breiten enthalten sind. Außerdem gibt es sie für nahezu jedes Kameramodell. Diese können auch miteinander oder zusätzlich mit einem Makroobjektiv kombiniert werden, um eine größere Vergrößerung zu erreichen.

Wichtig beim Kauf ist es, darauf zu achten, dass die Zwischenringe eine elektronische Verbindung passend zum jeweiligen Kameramodell besitzen. Es gibt auch sehr günstige Modelle ohne elektronische Verbindung, bei diesen kann jedoch weder die Blende eingestellt (du fotografierst dann stets mit Offenblende, d.h. der größtmöglichen Blendenöffnung) noch der Autofokus der Kamera verwendet werden.

Durch die Verwendung von Zwischenringen wird der Abstand zwischen dir und deinem Motiv verringert, wodurch es auf deinem Foto größer abgebildet wird. Da Zwischenringe kein Glas enthalten, führen sie zu keinerlei Qualitätsverlust deiner Fotos. 

Die Nachteile der Zwischenringe sind zum einen, dass sie Licht schlucken, was du durch eine längere Belichtungszeit oder höhere ISO ausgleichen musst. Fotografierst du draußen bei hellem Sonnenschein, mag das kein großes Problem darstellen, anders sieht es jedoch bei schlechten Lichtverhältnissen aus. Dann bietet sich eine zusätzliche Lichtquelle zum Fotografieren an.

Der zweite Nachteil ist, dass die Kamera mit montierten Zwischenringen nicht mehr auf Unendlich fokussieren kann. Du kannst zwar alles im Nahbereich scharf stellen, möchtest du jedoch zwischendurch ein Motiv fotografieren, das sich weiter entfernt befindet, musst du zuerst die Zwischenringe entfernen. 

Makro zwischenringe
Zwischenringe
Kamera mit Zwischenringe
Kamera mit Zwischenring 36 mm
und Teleobjektiv 70–300 mm
82 mm, f/8, 1/10s, ISO 100, Zwischenring 36 mm, Stativ

Nahlinsen

Etwas teurer als Zwischenringe, aber dennoch um einiges günstiger als ein Makroobjektiv, sind Nahlinsen. Diese werden wie ein Filter vorne auf das Objektiv geschraubt und wirken ähnlich einer Lupe. Die Stärke wird in Dioptrien angegeben und je höher der Dioptrienwert ist, umso stärker ist auch die Vergrößerungswirkung. Nahlinsen können, wie Zwischenringe, ebenfalls miteinander kombiniert werden. Dabei kommt es jedoch im Gegensatz zu Zwischenringen oft zu starken Verzerrungen.

Die Vorteile von Nahlinsen sind neben dem relativ günstigen Preis, einerseits die geringe Größe, wodurch sie in jeder Fototasche Platz finden. Zum anderen schlucken Nahlinsen im Gegensatz zu Zwischenringen kein Licht, was gerade bei schlechten Lichtverhältnissen ein großer Vorteil ist.

Die Nachteile von Nahlinsen sind, dass sie dadurch, dass sie in das Filtergewinde geschraubt werden, auch nur auf Objektive mit einem bestimmten Durchmesser des Filtergewindes passen, wohingegen Zwischenringe mit jedem Objektiv verwendet werden können, da hierbei nur das jeweilige Kamerabajonett eine Rolle spielt. 

Ein weiterer Nachteil ist, dass immer, wenn beim Fotografieren zusätzliches Glas ins Spiel kommt, die Gefahr besteht, dass dies zu einem Qualitätsverlust führt.

Deshalb sollte beim Kauf einer Nahlinse darauf geachtet werden, dass diese aus hochwertigem Glas hergestellt wurde. Außerdem kommt es bei normalen Nahlinsen oft zum Auftreten von Farbsäumen (chromatische Aberrationen) an Kanten mit starkem Hell-Dunkel-Kontrast. Dieses Problem kann durch sogenannte Achromaten verhindert werden. Diese bestehen nicht nur aus einer einzigen Linse, sondern sind aus zwei Linsen aufgebaut, welche chromatische Aberrationen ausgleichen.

Eine sehr gute Qualität besitzt die Nahlinse von NiSi, welche die beiden zuvor genannten Probleme umgeht. Die Nahlinse ist in zwei unterschiedlichen Größen erhältlich und kann durch die Verwendung von Adapterringen an Objektive mit unterschiedlichen Filterdurchmessern verwendet werden, von denen zwei Stück bereits im Lieferumfang enthalten sind. Außerdem ist die NiSi Nahlinse ein Achromat, wodurch der Entstehung von Farbsäumen im Foto entgegengewirkt wird.

f/16 | 1/200 | ISO 100 | Tele 70-200mm mit NiSi Nahlinse
Nisi Nahlinse

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Makroobjektiv

Ein Makroobjektiv ermöglicht es dir sehr nahe an dein Motiv heranzugehen und es dadurch groß auf deinem Foto abzubilden, was mit einem normalen Objektiv nicht möglich ist, da dieses sich im Nahbereich nicht mehr scharf stellen lässt. Makroobjektive sind immer Festbrennweiten und typische Brennweiten liegen um die 90 – 100 mm. Es gibt auch Makroobjektive mit kürzeren Brennweiten zwischen 40 und 60 mm, was man bei diesen jedoch bedenken muss ist, dass man sich hierbei sehr nahe am Motiv befindet und dieses fast berührt, wenn man die größtmögliche Vergrößerung erreichen möchte. Bei Motiven wie Blumen oder Gegenständen ist das kein Problem, möchte man hingegen Insekten oder andere Tiere fotografieren fliehen diese meist, bevor man nahe genug an sie herankommt. 

Die zuvor genannten Nachteile bei Zwischenringen und Nahlinsen entfallen bei einem Makroobjektiv. Es kommt weder zu einem Lichtverlust wie bei Zwischenringen noch zu Qualitätsverlusten wie bei der Verwendung günstiger Nahlinsen. Allerdings muss man für ein gutes Makroobjektiv auch mit einem deutlich höheren Preis rechnen. Falls du öfter Makrofotos aufnehmen möchtest, lohnt sich die Investition jedoch auf alle Fälle. 

Makro mit Makroobjektiv
40 mm, f/8, 1/125s, ISO 400, Makroobjektiv Nikon AF-S Micro NIKKOR 40 mm 1:2.8G

Weiteres Zubehör

Stativ

Der Schärfebereich bei Makroaufnahmen ist sehr klein, was besonders das Fokussieren schwierig gestaltet. Einmal kurz gewackelt beim Auslösen und das Motiv rutscht aus dem Fokus. Gerade, wenn du die ersten Erfahrungen in der Makrofotografie sammelst, bietet es sich daher an mit einem Stativ zu arbeiten und sich ein unbewegtes Motiv zu suchen. Dadurch vermeidest du unscharfe Bilder durch Verwacklungen.

Bohnensack

Eine Alternative zum Stativ ist der Bohnensack. Dabei handelt es sich um ein mit Bohnen oder ähnlichem gefülltes Kissen, auf dem du deine Kamera ablegen kannst. Gerade bei Motiven, die sich nahe am Boden befinden und an welche du mit dem Stativ nur schwer herankommst, kann ein solcher Bohnensack von Vorteil sein. Zudem ist er leicht und passt ohne Probleme in die meisten Fotorucksäcke. Einen solchen Bohnensack kannst du dir auch aus Stoffresten selbst nähen.

Makroschlitten

Eine große Herausforderung in der Makrofotografie ist die geringe Tiefenschärfe, d.h. dadurch, dass die Kamera sich beim Fotografieren sehr nahe am Motiv befindet, wird nur ein kleiner Bereich im Foto scharf.

Dieser geringe Schärfebereich lässt sich mit einer speziellen Technik, dem sogenannten Focus Stacking vergrößern. Dabei werden mehrere Aufnahmen des Motivs gemacht und bei jeder Aufnahme wird der Fokus der Kamera ein wenig verschoben, bis jeder Teil des Motivs, der im Foto scharf erscheinen soll, aufgenommen wurde.

Anschließend werden die einzelnen Fotos am PC in einem Bildbearbeitungsprogramm zusammengefügt. Das Verschieben des Fokuspunktes kann entweder durch Drehen am Fokusring der Kamera erfolgen (Achtung: Kamera muss auf manuellen Fokus eingestellt sein) oder mit einem eigens dafür konzipierten Gerät, dem sogenannten Makroschlitten (manchmal auch Makroschiene genannt).

Der Makroschlitten ist eine Metallschiene auf welchen die Kamera aufgeschraubt wird. Anschließend werden Makroschlitten und Kamera auf einem Stativ montiert. Im Makroschlitten befindet sich ein Gewinde, welches sich über einen Hebel drehen lässt. Dadurch wandert die Kamera als würde sie auf einem Schlitten fahren über die Schiene (daher der Name). Sie bewegt sich also zum Motiv hin oder davon weg und das in winzigen Abständen. Dadurch ändert sich bei jeder Drehung der Fokus der Kamera. Es wird also ein Foto aufgenommen, der Hebel am Makroschlitten gedreht, wieder ein Foto aufgenommen usw. Anschließend werden diese Einzelbilder ebenfalls in einem Bildbearbeitungsprogramm zusammengefügt. Der Vorteil des Makroschlittens, im Gegensatz zum Drehen am Fokusring der Kamera, ist der, dass das Verändern des Fokus viel feiner und in gleichmäßigen Abständen erfolgen kann, was beim Drehen am Fokusring oft nicht möglich ist.

Steigst du jedoch gerade erst in die Makrofotografie ein, empfehle ich dir zuerst einmal Erfahrungen durch die Aufnahme von Einzelfotos zu sammeln, bevor du dich an die Technik des Focus Stackings heranwagst.

Makroschlitten
Makroschlitten von NiSi. Auch da gibt's einen Rabatt auf nisioptics.at mit dem Code GONISI19

Künstliche Lichtquellen in der Makrofotografie

Möchtest du Makroaufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen oder kurzen Belichtungszeiten (um Verwacklungen zu vermeiden und Bewegungen von Tieren einzufrieren) aufnehmen, ohne die ISO sehr hoch einstellen zu müssen, bietet sich die Verwendung zusätzlicher Lichtquellen an. Es gibt eine große Auswahl an verschiedensten Leuchtquellen für die Fotografie. Einige davon, die sich auch für die Makrofotografie gut eignen, findest du im Folgenden beschrieben.

Ringlicht

Eine Möglichkeit sind Ringlichter, welche auf das Objektiv montiert und per Kabel mit der Kamera verbunden werden. Sie ermöglichen es dir dein Motiv schön gleichmäßig auszuleuchten. Bei einigen dieser Ringlichter lässt sich sogar die Farbtemperatur des Lichts einstellen. Der Nachteil bei Ringlichtern ist, dass durch die gleichmäßige Ausleuchtung das Motiv oft flach und wenig dreidimensional wirkt.

Systemblitz

Ein Blitz, ob als Aufsteckblitz oder abgekoppelt von der Kamera (entfesselter Blitz), eignet sich ebenfalls gut, um dein Motiv auszuleuchten. Hierbei ist das Licht jedoch härter, es entstehen also harte Schatten. Es gibt jedoch kleine Softboxen für Systemblitze, die sich über den Blitz stülpen lassen, um das Licht weicher zu gestalten. Verwendest du den Blitz entfesselt, also losgelöst von der Kamera, kannst du dein Motiv auch von der Seite anblitzen und einen Diffusor vor den Blitz stellen. Der Vorteil des Systemblitzes ist, dass du im Gegensatz zum Ringlicht viel freier in der Lichtgestaltung bist, vor allem, wenn der Blitz entfesselt eingesetzt wird.

LED-Leuchte

Auch LED-Leuchten eignen sich hervorragend für die Makrofotografie. Mit diesen bist du ebenfalls frei was die Lichtgestaltung angeht. Du kannst das Licht von vorne, von der Seite, von oben oder auch von hinten kommen lassen. Außerdem lässt sich bei den meisten LED-Leuchten die Lichtintensität und Farbtemperatur einstellen. Die Leuchte kann entweder irgendwo abgelegt oder auf ein Stativ geschraubt werden. 

Lichtzelt

Vor allem für das Fotografieren Zuhause eignet sich ein Lichtzelt gut. Dabei handelt es sich um eine quadratische Box, meist aus lichtdurchlässigem Stoff, die an der Vorderseite offen ist. Die Innenwände sind weiß, wodurch das Licht schön gleichmäßig in alle Richtungen gestreut wird. Lichtzelte gibt es mit und ohne integrierte Beleuchtung. Lichtzelte, bei denen keine Beleuchtung integriert ist, können von außen beleuchtet werden, indem eine oder mehrere Lampen bzw. Blitze rechts, links oder oberhalb des Lichtzeltes platziert werden. Für das Fotografieren im Freien ist ein solches Lichtzelt weniger geeignet.

Diffusoren und Reflektoren

Diffusor

Fotografierst du dein Motiv bei strahlendem Sonnenschein, erzeugt das Sonnenlicht harte Schatten. Oft sieht dieses harte Licht auf dem Foto nicht sehr schön aus. Eine einfache Möglichkeit das Licht weicher zu machen, sind Diffusoren. Ein Diffusor besteht aus einem weißen lichtdurchlässigen Stoff, der über einen kreisförmigen oder ovalen flexiblen Rahmen gezogen ist. Beim Fotografieren wird der Diffusor zwischen Lichtquelle und Motiv platziert, so dass das Licht, z.B. die Sonne, durch den Diffusor gestreut und dadurch weicher wird. Das Motiv wird gleichmäßiger ausgeleuchtet und es entstehen keine harten Schatten mehr. Diffusoren gibt es in verschiedenen Größen, für die Makrofotografie eignen sich schon kleine Diffusoren von 60 cm Durchmesser oder sogar noch kleiner. Diffusoren lassen sich für den Transport auch zusammenfalten und sind zudem sehr leicht. Viele Diffusoren werden mit zusätzlichen Überzügen geliefert, so dass sie auch als Reflektor eingesetzt werden können.

Reflektor

Im Gegensatz zu einem Diffusor lässt ein Reflektor kein Licht durch, sondern reflektiert es. Dadurch lässt sich gezielt Licht auf ein Motiv lenken, um dieses Aufzuhellen, ohne eine zusätzliche Lichtquelle verwenden zu müssen. Wie oben bereits erwähnt gibt es Reflektoren oft als Set mit einem Diffusor. Dabei wird über den Diffusor ein Überzug gezogen, der entweder eine silberne, goldene oder weiße Oberfläche besitzt. Die weiße Oberfläche erzeugt beim Reflektieren des Lichts eine neutrale Farbtemperatur, die silberne eine etwas kühle und die goldene eine warme. Welche Farbtemperatur am besten zum Motiv passt, ist vom Motiv und von den eigenen Vorlieben abhängig.

Vielen Dank an die Makro-Spezialistin Carina für diesen Beitrag. 

Ich heiße Carina, lebe zusammen mit meinem Mann und meiner Tochter im schönen Niederösterreich und bin leidenschaftliche Hobbyfotografin. 2013 ist meine erste DSLR, eine Nikon D3200, bei mir eingezogen, der ich auch immer noch die Treue halte. 

Carina Kronsteiner
Carina

leidenschaftliche Fotografin

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