Geheime Spots, wahre Schätze und Naturjuwelen, die fast unentdeckt sind. Gibt es das überhaupt noch? Ja – Ich habe eines entdeckt und zwar in der Nähe von Baños in Ecuador inmitten von Wäldern. Nach einer kurzen Fahrt entlang an gigantischen Wasserfällen und einer spektakulären Brückenüberquerung heißt es aussteigen und zu Fuß weiter wandern. Arlette und ihr Hund Krator erwarten mich schon am Tor. Nach einer herzlichen Begrüßung tausche ich meine Turnschuhe gegen Gummistiefel, die Arlette für mich mitgebracht hat, und wir wandern den Pfad entlang zur Finca Palmonte, einem außergewöhnlichen Ort – ein verborgenes Paradies, in dem ich diesen Tag verbringen darf.
Amor ist der Grund, warum man die Finca heute besuchen kann...
Arlette ist Schweizerin. Vor 17 Jahren nimmt sich die Grundschullehrerin ein Sabbatical und reist durch Südamerika. Sie beginnt in Mexiko, lernt dort spanisch und reist dann nach Ecuador weiter, wo das Schicksal oder besser gesagt Amor zuschlägt. In einem Café lernt sie Alexander kennen, dessen Familie das Anwesen der Finca Palmonte gehört. 8 Jahre leben die beiden gemeinsam in der Schweiz, bevor sie gemeinsam nach Baños zurückkehren und sich ihrem Naturjuwel, der Finca Palmonte widmen.
Auf 1400 Metern Höhe liegt das Anwesen, das die beiden in dritter Generation übernommen haben. Es ist ein privates Naturschutzgebiet, das sich über mehrere Terrassen den Berg hinauf erstreckt. Auf einer Anhöhe in der Ferne sehen wir drei Palmen markant hervorragen – der Name Palmonte setzt sich zusammen aus Palmen und Monte, der Berg. Monte ist im Spanischen aber auch ein Begriff, der mit Herausforderungen und Schwierigkeiten in Verbindung gebracht wird. In diesem Fall ist es die Nässe, der Schlamm und das teilweise steile Gelände. Schwierigkeiten sehe ich hier keine – nur Natur, einzigartige Pflanzen, Lebewesen und Ruhe.
Bewundernswerte Kreaturen
Nach einem 20 minütigen Spaziergang erreichen wir die Finca, die wunderschön auf einer Lichtung liegt. Ich komme nicht einmal zur Terrasse, um meine Sachen abzustellen, sondern bin im Garten „gefangen“ und kann es kaum erwarten, meine Kamera auszupacken. Hunderte Orchideenarten wachsen auf der Finca, die meisten ganz unscheinbar, sodass ich oft mit der Nase darauf hin gestoßen werden muss. Ich sehe unzählige verschiedene Schmetterlinge, die geduldig auf Blättern und Blüten sitzen, bis ich sie fotografiert habe.
Voller Stolz zeigen mir Arlette und Alexander eine Phasmide, eine Gespenstschrecke oder auch Stabschrecke genannt. Noch genauer gesagt ist es eine Trychopeplus sp., ein Tier, das wie ein in Moos gekleideter Stock aussieht. Niemals im Leben hätte ich ihn selber entdeckt. Er sitzt ganz unscheinbar in den Blättern des Baumes.
Der Garten ist ein wahres Paradies und Arlette eine hervorragende Köchin
Der Garten ist ein Paradies für Entdecker, das Fotografenherz schlägt höher, wenn ich wieder einen Grashüpfer oder Schmetterling entdecke, der sich bereitwillig ablichten lassen. Nur schwer kann ich mich von den kleinen Schönheiten loseisen, aber Arlette hat gekocht und langsam meldet sich auch schon der Hunger. Bescheiden serviert sie eine köstliche Kürbiscremesuppe gefolgt von einer Quinoapfanne mit Salat. Ich wusste nicht, wie gut das schmecken kann. Nachdem Pollo (Huhn) ein Nationalgericht in Ecuador zu sein scheint und ich es gefühlt jeden Tag gegessen habe, ist diese hausgemachte Quinoapfanne ein Fest für meinen Gaumen. Zwei (oder waren es sogar drei?) Teller davon habe ich in mich hineingeschaufelt.
Mehr als 100 Orchideenarten
Nach dem Essen zeigen mir die beiden weitere Schätze in ihrem Garten. Bisher konnten sie über 100 Orchideenarten identifizieren. Viele davon habe ich vorher noch nie in meinem Leben gesehen.
Wunderschöne Schmetterlinge
Und die Schmetterlinge. Ich kann mich nicht erinnern, in Österreich zuletzt einen Schmetterling gesehen zu haben. Und hier sitzen sie vor mir in allen Farben und Größen. Schmetterlinge stehen für Leichtigkeit und Freude – wie wahr, denn ich kann sie regelrecht fühlen, die Freude in mir, an diesem wunderschönen Platz zu sein und diese bunten Kreaturen zu beobachten, die man leider viel zu selten sieht.
Auf zu den Andenklippenvögel
Zeit, sich von den Schmetterlingen zu verabschieden. Alexander hat bereits seine Machete in der Hand und bedeutet mir, mitzukommen. Er geht voraus und zweigt in den Wald ab. Da soll ein Weg sein? Jetzt verstehe ich die Machete und die Gummistiefel. Der Steig ist ein alter, schlammiger Tierpfad, den wir ein kurzes Stück aufwärts marschieren. Auf der Lichtung stoppt Alexander und pflückt eine Frucht von einem Baum – es ist eine Mischung aus Zitrone und Mandarine. Etwas sauer, aber erfrischend.
Wir schlüpfen weiter in den Wald und hören schon das laute Geschrei der Vögel. Plötzlich soll ich mich hinsetzen, leise sein und abwarten. Ich muss nicht lange warten, bis ich über mir die ersten Andenklippenvögel sehe. Es ist ein seltenes Spektakel, das ich hier beobachte und noch nie habe ich solche Vögel gesehen. Der Andenfelsenhahn wie er noch genannt wird, fällt durch seinen rot-orangen bogenförmigen Federkamm auf, der vom Hinterkopf bis zum Schnabel reicht. Ich bin fasziniert vom Aussehen und dem Geschrei der Vögel und könnte stundenlang hier sitzen.
Zeit, Auf Wiedersehen zu sagen. Aber nicht ohne ein Stück Kuchen...
Irgendwann ist es dann doch Zeit, den Rückweg anzutreten. Arlette hat uns Kuchen und selbst gemachtes Eis versprochen. Und auch dabei kann ich mich nicht zurückhalten und bekomme doch prompt einen Nachschlag angeboten. Das nächste Pollo kommt bestimmt, daher zögere ich nicht lange und lasse das zweite Stück Kuchen auf meinen Teller plumpsen. Da fällt mir der Spruch meiner Mutter ein, als mein Bruder ein pubertierender Teenager war und Unmengen an Essen in sich hinein schaufelte. „Dich würd ich lieber kleiden, als verköstigen“…
Mit vollem Bauch heißt es Abschied nehmen, um noch vor Einbruch der Dunkelheit zum Auto zu kommen. Glücklich packe ich meinen Rucksack, schlüpfe in die Gummistiefel und sage Auf Wiedersehen zu Arlette und Alexander und all den schönen Schmetterlingen und Grashüpfern.
Mein Resümee
Der Tag auf der Finca Palmonte war eines der Highlights meiner Ecuador Rundreise. Ich hätte gerne auf der Finca übernachtet, um den Geräuschen der Nacht zu lauschen und den nächsten Tag in absoluter Stille zu beginnen. Das war leider auf unserer Fotoreise nicht möglich. Die Finca hat ein paar wenige Zimmer für insgesamt maximal 8 Personen, die sie vermieten. Du kannst bei Arlette und Alexander auf der Finca übernachten, bei geführten Wanderungen teilnehmen oder einfach nur einen Tag mit Mittagessen im Garten verbringen. Ich empfand den Ausflug auf die Finca als kurze Auszeit mit digitalem Detox (es gibt nämlich kein WLAN). Ein unglaublich schöner, interessanter und entspannter Tag mit wundervollen Gastgebern. Ich freue mich schon wieder auf das nächste Jahr, wenn ich während der Fotoreise wieder einen Tag dort verbringen darf.
Wenn du in Ecuador bist, lege unbedingt einen Zwischenstopp auf der Finca Palmonte ein, es ist ein perfekter Tagesausflug von Baños. Wenn du dich für Fotografie interessierst, lade ich dich ein, mit mir auf Fotoreise nach Ecuador und die Galapagos Inseln zu gehen.