Das Schöne an der Fotografie ist, dass es unendlich viele Möglichkeiten gibt, ein Foto zu gestalten. Je nach Licht, Motiv und Situation kannst du die unterschiedlichsten Techniken anwenden. Eine Möglichkeit der Gestaltung ist schwarz-weiß. Jegliche Ablenkung durch Farbe weicht der Konzentration auf die Struktur und Form eines Ortes, Objektes, einer Gestalt oder einer Person. Die Geschichte der Fotografie begann mit Schwarz-Weiß und so hat sie auch heute noch mehr als nur eine Berechtigung. Willst du ausdrucksstarke Fotos? Hier sind meine Schwarz-Weiß Fotografie Tipps.
Während du dich bei einem Farbfoto mehr auf die Töne und Farben verlassen kannst, lebt ein Schwarz-Weiß Foto von Kontrasten und der Komposition. Nimm dir also ruhig Zeit, dein Motiv zu finden und den Bildaufbau zu gestalten.
Regeln und Tipps für gelungene Schwarz-Weiß-Fotos:
# 1 Ein schlechtes Farbfoto einfach umwandeln:
Der Irrglaube ist oft, ein weniger gut gelungenes Farbfoto einfach in schwarz-weiß umzuwandeln und schon wird daraus ein gutes Foto. Daraus wird leider nichts. Denn gerade ein monochromes Bild muss gut gestaltet sein und verzeiht wenig.
Ein Schnappschuss von Chicago von oben. Eine Konvertierung in schwarz-weiß macht das Foto nicht besser.
#2 Eignet sich ein Motiv für Schwarz-Weiß?
Wenn du ein tolles Motiv gefunden hast, betrachte die Farben. Manche kontrastreiche, starke Farben sehen in Schwarz-Weiß langweilig und flach ohne viel Kontrast aus. Wenn es dir hilft, kannst du den Modus auf der Kamera auf Monochrom umstellen. So bekommst du eine erste Idee, wie kontrastreich dein Bild nachher aussehen kann.
#3 RAW Format:
Eine der wichtigsten Kameraeinstellungen bei der Schwarz-Weiß-Fotografie ist das Fotoformat RAW. Nur damit kannst du anschließend ein Foto am Computer konvertieren. Wählst du hingegen Jpeg, sind die Möglichkeiten der Bildbearbeitung sehr begrenzt. Investiere also in eine größere Speicherkarte und ein Bildbearbeitungsprogramm, um in RAW fotografieren zu können.
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#4 Richtige Belichtung
Ein Schwarz-Weiß-Foto ist auf einen ausgeglichenen Tonwertumfang angewiesen. Wenn du dein Foto zu sehr unterbelichtest, werden die dunklen Teile des Bildes als ein dichter schwarzer Block dargestellt. Überbelichtest du, verlierst du die Details in den Highlights. Die meisten Kameras haben eine Einstellung, mit der du die Überbelichtung anzeigen lassen kannst. Ist diese Funktion ein, blinken die überbelichteten Partien deines Fotos in der Bildwiedergabe der Kamera.
Die Herausforderung einer korrekten Belichtung liegt besonders bei sehr hellen und sehr dunklen Anteilen in einem Bild. Hier empfiehlt es sich oftmals, zwei oder mehrere Belichtungen zu machen und diese dann zusammenzufügen.
Eine weiterer Tipp in der Schwarz-Weiß-Fotografie ist das sogenannte „nach rechts belichten“, im Englischen expose to the right. Das bedeutet, dass du deinen Fokus auf die korrekte Belichtung der Highlights setzt und sich die Schatten dadurch von selbst ergeben. Wenn du diese Technik anwendest, ist es wichtig, die Überbelichtungwarnung anzuzeigen und mit dem Histogramm zu arbeiten. Du veränderst Belichtungszeit, Blende oder ISO, um die Kurve im Histogramm so weit nach rechts wandern zu lassen, dass es noch nicht zum Clipping kommt. Clipping bedeutet, dass das Histogramm die beiden Enden berührt und meint, dass keine differenzierteren Tonwerte mehr gefunden werden. Einfach übersetzt: dass keine Details verloren gehen.
Anschließend wird im Bildbearbeitungsprogramm „nach links entwickelt“, das bedeutet der Belichtungsregler wird nach links geschoben. Der größte Vorteil dieser Technik ist ein geringerer Qualitätsverlust. Ein nachträgliches Aufhellen würde Bildrauschens in den dunklen Teilen des Fotos erzeugen.
#4 Die ISO Einstellung
Im Zusammenhang mit der Belichtung sei erwähnt, dass die ISO eine besonders wichtige Rolle hat. Wenn du nämlich die Schatten deines Foto in der Bildbearbeitung aufhellen musst, wirst du bald ein Rauschen feststellen. So als ob das Foto mit einer höheren ISO aufgenommen wurde. Daher ist es ratsam, generell mit einer niederen ISO zu fotografieren und lieber ein Stativ zu verwenden.
#5 Histogramm
Wie ideal ein Bild belichtet ist, kannst du am Histogramm ablesen. Eine gute Belichtung zeigt eine ausgewogenen Balance mit keinen Ausreißern nach oben und kein Anstoßen an den Enden. Je weiter Teile des Histogramm nach rechts zeigen, desto heller sind diese im Foto.
#6 Bildaufbau
Das Entscheidende, ob ein Schwarz-Weiß-Foto aufmerksamsstark ist, ist die Komposition. Die Farbe fällt weg und als Betrachter hat man nur den Inhalt des Fotos. Investiere daher Zeit, dein Motiv zu studieren und experimentiere mit dem Bildaufbau. Suche nach starken Formen und Führungslinien, die den Betrachter in das Bild ziehen. Halte nach Dynamik Ausschau, sodass sich der Betrachter mit dem Foto beschäftigt. Strukturen, Texturen, Muster, starke Kontraste, Licht und Schatten – dies sind deine Werkzeuge für ein ausdrucksstarkes Schwarz-Weiß-Bild.
Motive in Schwarz-Weiß - Welche wirken am besten?
Die Schwarz-Weiß-Fotografie erfreut sich nach wie vor größter Beliebtheit und wird in manchen Bereichen wie zum Beispiel der Portrait- oder Streetfotografie vermehrt eingesetzt. Sie eignet sich jedoch nicht nur, Menschen abzulichten, sondern auch, um beispielsweise eine dramatische Stimmung einer Landschaft zu erzeugen. Beispiele für Motive in Schwarz-Weiß:
Schwarz-Weiß Portraits:
Mit Schwarz-Weiß Portraits begann einst die Fotografie und so sind sie auch heute noch nach wie vor en vogue. Besonders Unebenheiten der Haut kommen auf Schwarz-Weiß Fotos weniger zur Geltung als auf Farbfotos. Am Besten auf monochromen Bildern wirken schlichte Farben der Kleidung. Neben dem Licht sind die Pose und der Gesichtsausdruck entscheidend, ob ein Schwarz-Weiß Portrait gut wird.
Landschaftsbilder in Schwarz-Weiß
Obwohl Landschaften meistens mit Farben assoziiert werden, eignen sie sich dennoch für Schwarz-Weiß. Auf Texturen, Formen und Muster kann man sich besonders gut konzentrieren, wenn sie ohne Farbe abgelichtet sind und sich der Betrachter nicht durch Farben ablenken lassen kann. In Landschaften findet man unzählige Muster und Texturen. Atmosphäre kann durch einen dramatischen Himmel und einfache, aber auffällige Objekte erzeugt werden.
Architektur in Schwarz-Weiß:
Besonders moderne Architektur mit einfachen Formen, Blöcken und Linien kann in Schwarz-Weiß sensationell wirken. In diesem Genre kannst du so richtig gut mit Schatten und Kontrasten spielen, Muster hervorheben und Strukturen zur Geltung bringen. Achte aber unbedingt darauf, dass das Foto eine große Tiefenschärfe hat.
Street Photography
Die Fotos von Henri Cartier-Bresson beeinflussen noch immer heute bekannte Fotografen, die ihr Spezialgebiet in der Street Photography gefunden haben. Schwarz-Weiß Fotos überragen dabei bei weitem Farbfotos. Der wohl plausibelste Grund, warum dies so ist, ist der, dass man bei Straßenszenen schnell sein muss und nicht die Zeit hat, sich um die Farben in einem Bild zu kümmern. Schwarz-Weiß vereinfacht die Fotos und liefert ausdrucksstarke Ergebnisse. Wenn du Street fotografieren möchtest, solltest du das zwar in RAW machen, aber dennoch den Kameramodus auf monochrom einstellen. Das gibt dir eine Idee, wie dein Foto ohne Farben aussieht.
Dokumentation & Reportage
Das Leben oder eine Geschichte in Schwarz-Weiß zu dokumentieren, wirkt ziemlich kraftvoll und intensiv. Der brasilianische Fotograf Sebastião Salgado hat zahlreiche menschliche Tragödien sehr eindrucksvoll in Schwarz-Weiß dokumentiert. Die Bilder geben den Menschen eine Stimme, sie sollen bewusst provozieren und zum Nachdenken anregen.
Abstraktfotografie in Schwarz-Weiß:
Was bedeutet Abstrakt überhaupt? Für die einen ist ein Bild dann abstrakt, wenn man nicht weiß, was das Objekt sein soll und für die anderen ist es ein klar erkennbares Objekt, das jedoch auch in einer komplett anderen Art gesehen werden kann. Hier heißt es, mit dem Winkel spielen, Perspektiven ausprobieren, Muster sehen, Symmetrien suchen, ins Detail gehen. Eine zentrale Rolle spielt bei Abstrakt das Licht und die Bildbearbeitung.
Empfohlene Fotoausrüstung für Schwarz-Weiß Fotografie
Egal ob man in Farbe oder Schwarz-Weiß fotografiert, man wird sehr wahrscheinlich die Kamera verwenden, die man ohnehin schon hat. Wenn deine Kamera eine Monochrom Funktion hat, kannst du sie verwenden, um gleich beim Fotografieren die Kontraste und Töne zu sehen. Gerade wenn man beginnt zu fotografieren und sich eine Szene visuell nicht in Schwarz-Weiß vorstellen kann, hilft diese Einstellung ungemein.
Auch gibt es keine speziellen Objektive für die Art der Fotografie. Vielmehr wird man genau die Objektive verwenden, die man eben für Portrait, Landschaft, Architektur oder Street verwendet. Für Portrait, Street und Dokumentation sind lichtstarke Linsen besonders zu empfehlen, da man hier nicht mit Stativ arbeitet.
Um noch besser Ergebnisse in Schwarz-Weiß zu bekommen, empfiehlt es sich, Farbfilter zu verwenden. Das Ergebnis von einem Foto mit und ohne Farbfilter unterscheidet sich hauptsächlich im Tonwertumfang. Bestimmte Töne können mithilfe von Filtern verstärkt werden.
Ein roter Filter verstärkt den Kontrast von rot, braun und orange und eignet sich beispielsweise für Landschaftsaufnahmen im Herbst. Ein gelber Filter wird zur Verstärkung des blauen Himmels eingesetzt. Man kann sagen, dass ein Farbfilter die Farbe des Filters im Bild aufhellt und die Töne der komplementären Farbe verstärkt. Für besondere Effekte wie zum Beispiel ein Verwischen der Wolken oder eine mystische Wasseroberfläche eignet sich ein Graufilter.
Bei Landschafts- und Architekturaufnahmen empfehle ich unbedingt ein Stativ, um gestochen scharfe Fotos machen zu können. Eine Fernbedienung solltest du dementsprechend auch bei dir haben, um ein Verwackeln beim Auslösen zu verhindern.
Für Street Photography eignen sich kleine, handliche Kameras, alleine schon deshalb, weil man sich mit einer kleinen Kamera viel dezenter unter die Menschen mischen kann.
Bildbearbeitung in Schwarz-Weiß
Ohne Nachbearbeitung geht in der Fotografie beinahe nichts mehr. Unerlässlich ist sie in der Schwarz-Weiß Fotografie. Es gibt unzählige Bildbearbeitungsprogramme, wir konzentrieren uns in diesem Kapital auf folgende:
Lightroom:
Lightroom is relativ einfach zu verwenden und kann mit zusätzlichen Plug-ins aufwarten. Besonders Silver Efex Pro 2 von Nik ist eine interessante Software, mit der du unglaublich tolle Effekte erzielen kannst. Das Plug-in ist auch mit Photoshop kompatibel.
Capture One:
Capture One ähnelt dem Prinzip von Lightroom, da es auch eine Katalogfunktion hat. Für Schwarz-Weiß Konvertierung bietet Capture One ein spezielles Tool und sogar einen eigenen Arbeitsbereich.
Photoshop:
Photoshop ist nach wie vor der Klassiker unter Bildbearbeitungsprogrammen und wird von allen Fotografen verwendet. Klarerweise verfügt Photoshop auch über die Möglichkeit, ein Farbfoto in Schwarz-Weiß zu konvertieren.
Pioniere der Schwarz-Weiß-Fotografie:
Vielleicht möchtest du dich von einigen Pionieren der Schwarz-Weiß-Fotografie inspirieren lassen.
Der Amerikaner Ansel Adams ist definitiv einer von ihnen und wurde vor allem durch seine Landschaftsfotografien bekannt. Er ist vielen Landschaftsfotografen noch immer ein Vorbild, so sind seine Fotografien der Amerikanischen Wildnis einfach atemberaubend.
Der Franzose Henri Cartier-Bresson war DER Street Fotograf schlechthin. Er war Meister darin, unauffällig zu sein und dabei die Menschen zu fotografieren. Die meisten merkten nicht einmal, dass sie von ihm fotografiert wurden.
Der Brasilianer Sebastião Salgado hat unheimlich tolle und gleichzeitig bewegende Reportagen geschossen. Die Dokumentation „Das Salz der Erde“ ist unser Filmtipp dazu.
Der Franzose Elliot Erwitt ist durch seine witzigen Fotos von Menschen mit Hunden bekannt und wer sich für Fine-Art Architektur Fotografie interessiert, sollte sich die Werke von Joel Tjintjelaar auf 500px ansehen.
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