Bei der Bearbeitung von Fotos scheiden sich die Geister. Da gibt es die Pro und die Contra Fraktion – die einen sind dafür, die anderen strikt dagegen. Für mich gehört Bildbearbeitung zum Fotografieren dazu. Es ist Teil des Prozesses. Wusstest du, dass Fotobearbeitung so alt wie die Fotografie selbst ist?
Bei der analogen Fotografie hat der Fotograf entschieden, welchen Film er verwendet. Schwarzweiß oder Farbfilm – das war schon die erste Manipulation. Entschied er sich für Farbe, musste er zwischen mehreren Herstellern wählen, die bei der Entwicklung des Filmes wiederum unterschiedliche Farb- und Tonwerte wiedergeben. Auch bei der Entwicklung der Bilder hatte der Fotograf unzählige Möglichkeiten der Bearbeitung. Farben und Kontraste konnte er bei der Entwicklung genauso verändern wie beispielsweise komplett neue Kompositionen erstellen. Auch das Übereinanderlegen von verschiedenen Negativen war möglich.
Ich gehöre eindeutig zur Fraktion „Pro Bildbearbeitung“. Auch wenn ich es eher natürlich mag und sehr vorsichtig mit so manchen Reglern bin, so bearbeite ich doch jedes Bild, das ich veröffentliche, nach.
Der Grad der Nachbearbeitung ist natürlich Geschmacksache. Der eine mag satte Farben und Kontraste, ein anderer steht auf HDR und der nächste bevorzugt einen dezenten, natürlichen Effekt.
Hier sind die aus meiner Sicht 6 gängigsten Fehler in der Bildbearbeitung:
#1: Sättigung – Vorsicht bei zuuuu viel Farbe
Der Regler Sättigung ist dein Lieblingswerkzeug? Das ist ok. Aber achte darauf, dass übermäßige Sättigung ein Bild sehr unnatürlich und grell erscheinen lässt. Du solltest den Sättigungsregler sehr vorsichtig und eher dezent benützen. Manchmal ist die Dynamik (das ist der Regler über der Sättigung) die bessere Alternative. Bewegst du ihn nach rechts, erhöht er die Intensität bei schwachen Farben, ohne die Sättigung von bereits gesättigten Farben zu erhöhen.
#2: Achtung mit der Schärfe
Das Schärfen der Fotos in der Bildbearbeitung gehört zum Workflow, um die schönen Details noch mehr zum Leben zu erwecken. Zu viel Schärfe allerdings lässt Fotos hart und unrealistisch aussehen. Und noch mehr Vorsicht ist geboten, wenn du zur Schärfe auch noch die Regler Klarheit und Textur nach rechts drehst.
Der Schärferegler im Fotobearbeitungsprogramm dient lediglich zur Vorbereitung der Bilder auf die Veröffentlichung für das Internet den Druck. Er kompensiert keine unscharfen Fotos oder fehlende Tiefenschärfe.
#3: Schiefer Horizont
Ein schiefer Horizont wirkt unnatürlich und unharmonisch auf einem Foto. Du magst jetzt sagen, ja, eh klar und logisch. Scrolle aber einmal durch Facebook und Instagram und du wirst sehen, wieviele Bilder mit auslaufendem Meer du entdeckst. In Bildbearbeitungsprogrammen ist das meist ein Mausklick und schon ist das Bild richtig und sauber ausgerichtet.
#4 – Unnatürliche Farben
Kennst du das? Deine Fotos haben einen komischen Farbstich? Sie sind zu blau oder zu grün und Abend/Nachtaufnahmen sind meist zu gelb? Diese unnatürlichen Farben kannst du mit dem Weißabgleich korrigiert. Der Weißabgleich regelt die Farbtemperatur, wobei sich die Lichtfarbe je nach Wetterlage und Tageszeit ändert. In der Dämmerung nach Sonnenuntergang ist das Licht blau. Bei Sonnenauf- oder -untergang ist das Licht orange und während der mittleren Stunden eines sonnigen Tages hat Licht eine neutrale Farbe. Die Farbtemperatur von künstlichen Lichtquellen passt perfekt auf eine Farbskala, die an einem Ende blau und am anderen Ende orange ist. Und diese Farbskala hast du auch in Lightroom im Temperatur Bereich des Weißabgleichs-Reglers.
#5: Eine zu starke Vignettierung
Vignette nennt man die Abschattung zum Bildrand hin. Dir sind bestimmt schon Bilder aufgefallen, die an den Ecken dunkler oder heller sind. Eine dezente Vignettierung kann bei bestimmten Motiven sehr gut aussehen. Die Idee dahinter ist, den Blick des Betrachter in die Bildmitte zu lenken. Aber auch hier ist Vorsicht geboten. Zu übertrieben sieht die Vignettierung gleich wie ein billiger Fotorahmen aus.
#6: Verstärktes Bildrauschen
Je mehr ein Bild bearbeitet wird, desto größer wird der Qualitätsverlust. Vor allem die Regler Sättigung, Tiefen und Schärfe wirken sich in Bildrauschen aus. Wenn du beispielsweise die Schatten eines Bildes mit dem Tiefenregler aufhellst, siehst du sehr schnell ein Rauschen im aufgehellten Bereich. Ein Argument, schon gleich beim Fotografieren richtig zu belichten, oder?
Bildbearbeitungsprogramme in der Übersicht
Lightroom & Photoshop
Das wohl bekannteste und beliebteste Fotobearbeitungsprogramm ist Adobe Lightroom. Adobe hat vor ein paar Jahren das Vertriebsmodell auf eine Aboversion umgestellt, was vielen Usern verständlicherweise etwas sauer aufgestoßen ist.
Im gleichen Atemzug hört man auch immer wieder von Adobe Photoshop. Oder die Frage – was ist besser geeignet: Lightroom oder Photoshop? Dazu möchte ich zuerst auf den Unterschied der beiden Programm eingehen.
Lightroom ist nicht nur ein Bildbearbeitungsprogramm, sondern auch ein Bildverwaltungstool. Du kannst all deine Bilder in einer übersichtlichen Datenbank katalogisieren, den Bildern Stichworte und Beschreibungen verpassen, um die Bilder auch nach vielen Jahren einfach wiederzufinden.
Kommst du von einem Fotoausflug nach Hause, lädst du alle Bilder in den Lightroom Katalog. Das Programm legt einen Ordner und Vorschaubilder an und du kannst alle gemachten Bilder wunderbar anschauen, aussortieren und bearbeiten. Du kannst auch beispielsweise ein Bild bearbeiten, alle Einstellungen kopieren und auf unbearbeitete Bilder übertragen.
Mit Photoshop hingegen bearbeitest du ein einzelnes Bild, und es gibt keine Katalogfunktion. Photoshop hat alle Regler, die Lightroom hat und darüber hinaus eignet sich Photoshop für komplexe, detaillierte und auch komplizierte Bearbeitungen.
Ich bin Fotografie Einsteiger. Ich möchte meine Bilder etwas nachbearbeiten. Was soll ich nehmen – Lightroom oder Photoshop? Lightroom!
Ich fotografiere und möchte coole Effekte und Fotomontagen machen. Lightroom oder Photoshop? Photoshop!
Ich persönlich verwende sowohl Lightroom, als auch Photoshop. In Lightroom bearbeite ich meine Bilder hinsichtlich Farben, Dynamik, Helligkeit, Kontrast, Weißabgleich und leichte Objektivkorrekturen (Stichwort stürzende Linien). Photoshop verwende ich für komplizierte Bildbearbeitungen (z.B. Portraitretusche), für Freistellungen, bei extremen geometrischen Verzerrungen oder wenn ich Texte im Bild haben möchte.
LIGHTROOM FÜR EINSTEIGER
Möchtest du mit der Bildbearbeitung durchstarten und brauchst dabei Unterstützung? Lerne die Grundlagen von Adobe Lightroom in diesem Selbstlernkurs für Einsteiger.
3,5 Stunden Videos mit verständlichen Erklärungen.
Wie schon erwähnt, hat Adobe auf ein Abomodell umgestellt. Das bedeutet, dass du die Software nicht mehr einfach so kaufen kannst, sondern dass du ein monatliches Abo abschließen musst. Der Vorteil liegt darin, dass du von den regelmäßigen Updates profitierst. Ob es tatsächlich ein Vorteil ist, darüber lässt sich wohl streiten. Ich habe auf einem Rechner noch Lightroom 5 installiert – das läuft ganz wunderbar.
Das Preismodell von Lightroom und Photoshop für Einzelanwender:
Foto-Abo 20GB
- Lightroom
- Lightroom Classic (Desktop-Applikation)
- Photoshop
- 20 GB Cloud-Speicherplatz
Foto-Abo 1TB
- Lightroom
- Lightroom Classic (Desktop-Applikation)
- Photoshop
- 1TB Cloud-Speicherplatz
Du kannst Lightroom* 14 Tage lang kostenlos testen und Fotos professionell bearbeiten.
Alternativen zu Lightroom und Photoshop
Capture One ist die bekannteste und sicherlich eine der besten Alternative zu Lightroom. Capture One bietet eine unbefristete Lizenz oder eben auch ein Abomodell. Beim Kauf der Bildbearbeitungssoftware auf der Webseite von Captureone muss man etwas aufpassen, denn es gibt auch eigenen Versionen speziell für Fuji und Sony Kameras. Die reguläre Kaufversion von Capture One kommt auf € 349,—, das monatliche Abo kostet € 24,—. Capture One kann 30 Tage kostenlos getestet werden.
Luminar 4 von Skylum ist auf jeden Fall auch eine Recherche Wert. Luminar ist ebenfalls ein Editor und eine Fotobibliothek in einem – also eine Alternative zu Lightroom. Die Oberfläche ist für mich etwas gewöhnungsbedürftig, dafür ist der Preis speziell für Einsteiger in die Bildbearbeitung großartig. 89 Euro kostet die neueste Version von Luminar 4, das viele neue Features und Filter beherbergt.
Affinity Photo ist eine großartige Alternative zu Adobe Photoshop. Für unschlagbare € 54,99 gehört die Bildbearbeitungssoftware dir – ohne Abogebühren. Die Software wird regelmäßig mit Features und Updates versorgt. Die iPad Version kostet € 21,99.
Kostenlose Bildbearbeitungsprogramme
Es gibt kostenlose Bildbearbeitungsprogramme, mit denen du deine Bilder bearbeiten kannst. Meistens musst du im Vergleich zu den käuflich erwerbbaren ein paar Abstriche machen. Aber zum Probieren und Hineinkommen – warum nicht?
RawTherapee ist ein kostenloses Bildbearbeitungsprogramm, mit dem du deine RAW Dateien entwickeln – also bearbeiten und als JPG speichern – kannst. Das Programm ist für MAC, Windows und Linux verfügbar. RawTherapee ist keine Bildbibliothek.
Gimp hat eine ähnliche Oberfläche wie Photoshop. Mit dem kostenlosen Fotobearbeitungsprogramm kannst du deine Fotos bearbeiten und Retuschen vornehmen. Gimp hat ebenfalls keine Datenbank-Funktion.
Darktable ist ein RAW Entwickler, der deine Bilder in einer Datenbank ordnet. Das Programm ist ebenfalls für Windows, Linux und MAC verfügbar. Wenn du eine kostenlose Lightroom Alternative suchst, ist das Programm jedenfalls ein Tipp.
LightZone ist ebenso eine kostenlose Alternative. Die Webseite sieht etwas „altbacken“ aus und du musst dich vor Download des Programms registrieren. Ob LightZone auch eine Fotodatenbank ist, konnte ich leider nicht der Webseite entnehmen.
Transparenz: Der Artikel enthält Affiliate Links zu Adobe. Das bedeutet, dass ich eine Provision bekomme, wenn du ein Adobe Paket buchst. Für dich ändert sich am Preis nichts!