Wir verschenken sie, wir pflanzen sie ein, sie erfreuen unser Gemüt: Blumen.Sie sind perfekt, um das Spiel mit Schärfe und Unschärfe in der Fotografie zu üben. Sie sind leicht zugänglich und außerdem sind sie fast überall.
Bei der Blumenfotografie kann einiges schief gehen:
Helle Teile der Blüten werden zu hell, der Wind sorgt für Unschärfe, ein zu hartes Licht nimmt der Pflanze die Weichheit, eine zu geringe Tiefenschärfe oder zu viel Chaos im Bild.
Mit diesem Blumen fotografieren Tutorial werden deine Fotos zu Wow Fotos.
Als ich mit dem Fotografieren angefangen habe, habe ich viele Blumen fotografiert. Das war für mich die beste Möglichkeit, mit der Schärfe zu spielen. Blumen sind überall – ich muss nicht weit fahren, um welche zu finden.
Außerdem haben Blumen eine Blütezeit und das macht sie noch einmal besonders. Sie blühen zu bestimmten Zeiten und um sie zu erwischen, müssen wir wissen wo sie sind und wann sie blühen.
DER STIL
Überlege dir vor dem Fotografieren den Stil, den dein Blumenbild haben soll.
Stile sind beispielsweise romantisch, pastellen, dramatisch, lebhaft, minimalistisch, schwarz-weiß oder artistisch.
Du möchtest ein Kunstwerk schaffen, nicht einfach nur ein Foto.
Überlege dir, warum du eine Blume fotografieren möchtest. Vielleicht liebst du einfach nur Blumen? Oder du findest die Frühlingsblumen ganz besonders schön? Oder hast du zuhause vielleicht eine Wand, auf die ein oder mehrere Blumenbilder ganz fantastisch hinpassen würden?
Tipp: Wenn du das vorher überlegst, gehst du ganz anders an das Fotografieren heran. Du lässt dir mehr Zeit und allein dadurch werden deine Bilder viel besser. Gib dem Bild einen Namen bevor du es machst. Überlege dir vorher den Stil und die Geschichte, die du mit der Blume erzählen möchtest.
High key Tulpe gegen den Himmel fotografiert.
f/2.8 | 1/1600 s | ISO 125 | 90 mm
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DAS SETTING
1 – Perspektive
Lass dir Zeit und überlege dir, welche Perspektive die Blume am schönsten aussehen lässt. Welcher Winkel passt zur Blume und zum Stil, den du gewählt hast.
Wenn du eine Blume von unten fotografierst, sieht sie größer aus. Frage dich, ob der Winkel für die Blume attraktiv ist oder ob irgendetwas vom Motiv ablenkt.
Wie sieht es aus, wenn du die Blume von oben fotografierst? Ist die gesamte Blume und Blüte sichtbar? Blumen mit einem Becher – zum Beispiel Tulpen oder Kuhschellen – sind schwieriger von oben zu fotografieren, weil die Innenseite der Blüte ohne zusätzliches Licht nicht ausgeleuchtet ist.
Manchmal ist Augenhöhe langweilig. Überlege dir immer, wie du das Foto interessanter machen kannst. Und ja, manchmal musst du dich flach auf den Boden legen…
Verwendest du ein Weitwinkelobjektiv und gehst nahe ran, sieht die Blume gleich viel größer aus. Mit einem Teleobjektiv holst du dir die Blume näher heran. Dabei musst du aber gleich viel mehr Abstand zur Blume halten. Die Naheinstellgrenze liegt bei Teleobjektiven ob bei mehr als einem Meter – das bedeutet du musst ein Meter (oder mehr) vom Motiv weg sein, um es scharfstellen zu können.
Mit einem Makroobjektiv, einer Makrolinse oder Zwischenringen kannst du nahe an die Blume herangehen und Details in einem Abbildungsmaßstab von 1:1 oder 2:1 fotografieren.
Tipp: Wenn du dir kein Makroobjektiv kaufen möchtest, empfehle ich dir die NiSi Nahlinse. Mit meinem Code GONISI19 bekommst du 7% Rabatt.
Waldsteppen Wildröschen fotografiert mit der NiSi Nahlinse
f/8 | 1/320 sek | ISO 500 | 150 mm
2 – Schärfe:
Den Grad der Schärfe bestimmst du als FotografIn. Überlege dir, was passt zu deiner Blume. Soll sie komplett scharf sein? Dann eignet sich ein Fokus Stacking und eine geschlossene Blende. Dabei machst du mehrere Aufnahmen und veränderst jeweils den Schärfepunkt. Am besten geht Fokus Stacking mit dem manuellen Fokus und einem Makroschlitten.
Aber nicht jede Blume muss von vorne bis hinten scharf sein. Gerade die Unschärfe macht einen Ausschnitt oft attraktiv.
Verwende unbedingt ein Stativ, um ungewollte Unschärfe zu vermeiden. In Bodennähe empfiehlt sich ein Gorillapod oder ein Bohnensack. Wenn du ein Stativ hast, bei dem du die Mittelsäule ausbauen kannst, mach das. So kommst du viel tiefer runter.
Foto © Julia Keimling
Als Hintergrund habe ich einen schwarzen Samtstoff gewählt, die Blumen waren in einer Vase auf einem kleinen Tisch. Das Tageslicht kam durch ein Dachfenster von oben und durch 2 seitlichen Fenster.
1/40 Sek. | f/6,3 | 30 mm Makro | ISO 100
BILDGESTALTUNG
1 – Tiefenschärfe
Die Tiefenschärfe ist ein Gestaltungsmittel, das die Bildwirkung bestimmt. Je nachdem, welche Blume du fotografierst und welchen Stil du für das Bild definiert hast, wählst du die entsprechende Tiefenschärfe.
Fotografiert mit der NiSi Nahlinse
f/8 | 1/1250 s | ISO 500 | 200 mm
2 – Hintergrund
Ein störendes Element im Hintergrund raubt den Blick auf das Motiv. Probiere verschiedene Perspektiven aus, um einen sauberen Hintergrund zu bekommen. Achte auch darauf, dass die Farbe des Hintergrunds ein guter Kontrast zu deiner Blume ist. Auch da kannst du verschiedene Perspektiven ausprobieren.
Fotografiert mit der NiSi Nahlinse
f/11 | 1/1000 s | ISO 800 | 80 mm
3 – Gestaltungselemente nützen
Nicht nur Hintergrund und Perspektive sind entscheidend. Nütze auch die Gestaltungselemente, die du schon kennst: die Drittelregel oder Führungslinien zum Beispiel. Eine einzige Blume in der Mitte des Bildes ist nicht immer interessant. Überlege dir auch, welcher Teil der Blume interessant ist und welcher Teil im Fokus stehen sollte.
Probiere sowohl das Quer- als auch das Hochformat aus. Es kann die Komposition eines Fotos völlig verändern.
4 – Abstrakt
Blumen eignen sich hervorragend, auch einmal etwas abstrakter an die Fotografie heranzugehen. Zeige wenige Teile des Bildes, zum Beispiel nur die Blüte. Abstrakt macht den Betrachter neugierig.
5 – Farben
Nütze Farben für einen aufmerksamkeitsstarken Kontrast. Ein Hintergrund sollte „sauber“ sein, aber das heißt nicht, dass er immer in dezenten Farben sein soll. Überlege dir, welche Farben zusammenpassen.
Foto: © Ulrike Storny, textgut.at
LICHT
Licht ist wie in jedem Genre der Fotografie auch beim Blumen fotografieren der wichtigste Faktor.
Bei starkem Sonnenlicht besteht die Gefahr, dass helle Teile einer Blüte überbelichtet werden. Außerdem ist die Sonne viel zu hart für die filigranen Blümchen. Verwende einen Diffusor, um das Sonnenlicht weich zu machen.
Ein Diffusor ist meine Geheimwaffe Nr. 1 beim Fotografieren von Blumen. Damit kann ich das Licht so schön weich machen. Diffusor gepaart mit einer offenen Blende = wunderschön zarte Blüten.
f/2.8 | 1/400 sek. | ISO 320 | 150 mm Makro
Diffusor
Achte darauf, dass die wichtigen Teile der Blume im Licht sind und nicht im Schatten. Wie schon angesprochen, ist das vor allem bei Blumen mit Trichtern oder Glocken etwas schwieriger. Da eignet sich ein Blitz ganz gut. Aber auch Hilfsmittel wie kleine LED Lampen oder Taschenlampen erfüllen ihren Zweck. Reflektoren sind auch sehr hilfreich, um das Licht zu lenken und Schatten aufzuhellen.
Wenn du zuhause fotografierst, versuche es am Fenster mit natürlichem Licht. Auch zuhause helfen LED Lampen, Softboxen oder Blitze. Achte jedoch immer, dass das Licht schön weich ist und verwende einen Diffusor.
HILFSMITTEL & LETZTE TIPPS
Am Morgen sind die Blüten oft geschlossen, am Abend hingegen sind sie offen.
Manche Blumen wie zum Beispiel Margeriten drehen ihren Kopf zur Sonne.
Wassertropfen auf Blumen machen sich besonders gut. Am Morgen brauchst du keine Hilfsmittel, denn der Morgentau sorgt für schöne Tropfen. Am Abend hilft dir eine Sprühflasche mit Wasser. Besonders schöne und große Tropfen bekommst du mit Glycerin* hin.
Klammern* (auch unter Löthilfen zu finden) sind ganz gute Hilfsmittel, um Pflanzen zu halten oder in Form zu bringen.
Pack einen Knieschutz oder eine Matte* zum Drauflegen mit in deinen Rucksack und zieh etwas an, das schmutzig werden kann.
Wenn du Blumen angreifst, achte darauf, dass du sie nicht kaputt machst. Zerstöre keine Pflanzen, nur um ein großartiges Foto zu machen. Respektiere die Natur. Bei Rosen ist außerdem ein Schutz für deine Hände ratsam.
Vergiss nicht auf Wasser und Sonnenschutz für dich! In der Euphorie vergisst man gerne einmal zu trinken oder sich einzucremen.
Begeistere deine Freunde und Familie mit deiner Kunst und teile deine Blumenbilder auf Grußkarten.
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