Weil ich ja nur vier Zugstunden von Prag entfernt wohne, habe ich mich für einen spontanen Trip entscheiden, um das wunderschöne Stadtbild zu fotografieren und einen Blogartikel zu schreiben. Irgendwie ist mein Plan nicht so aufgegangen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich habe Wien in strahlendem Sonnenschein verlassen und Prag hat mich mit strömendem Regen empfangen. Bis ich im Hotel angekommen war, sah ich wie ein begossener Pudel aus und hätte locker in einem Wet-T-Shirt-Kontest mitmachen können. Aber ich war noch immer positiv und war überzeugt, es würde bald zum Regnen aufhören und aufklaren. Es hat auch aufgehört, aus Kübeln zu gießen, aber die Wolken wollten sich einfach nicht verziehen. Der Himmel war grau-in-grau – das absolut grausamste Licht zum Fotografieren. Am zweiten Tag war ich sehr früh wach, weil ich ja immer noch überzeugt war, dass der Wettergott Erbarmen mit mir haben würde und meine Zeit zum Fotografieren gekommen war. Es sah auch ganz gut aus, es war zwar noch bewölkt, aber es hatte den Anschein, als ob es ein wunderschöner Tag werden würde. Der Schein trügte, der Wettergott hatte kein Erbarmen mit mir. Es blieb grau und meine Fotos ebenso. Dementsprechend war meine Laune nicht ganz auf dem Höhepunkt, aber ich habe ein paar coole Spots abseits der Touristenpfade gefunden, die mich dann doch etwas milder stimmten. Womit ich auch noch nicht rechnete, waren die Massen an Touristen. Man möchte doch meinen, im August fahren die Menschen lieber ans Meer als in eine Stadt, aber ich habe wohl die betriebsamste Zeit des Jahres erwischt. Das Gedränge in der Stadt war gigantisch. Juhuuu! Ach ja…die Sonne kam übrigens am Tag meiner Abreise 😉
Abgesehen von meinem Pech mit dem Wetter und den Menschenmassen, ist Prag wunderschön, lebendig, jung und voller Charme und Geschichte. Ich fahre im Herbst, wenn das goldene Licht die Schönheit der Stadt unterstreicht, ganz bestimmt nochmals hin.
Nichtsdestotrotz habe ich einige Empfehlungen für Prag, der goldenen Stadt mitgebracht, einige davon ganz abseits der bekannten Pfade.
1 – Die Astronomische Uhr am Hauptplatz
Sie ist eine der meist besuchten Attraktionen in Prag, aber es gibt wohl keinen Pragbesuch, ohne die mittelalterliche Uhr wenigsten einmal gesehen zu haben. Ich empfehle dir, nicht zur vollen Stunde hinzugehen, denn dann bewegen sich die Holzfiguren und alle Touristen möchten sich dieses Schauspiel nicht entgehen lassen. Aus meiner Sicht verpasst du da allerdings nicht viel. Die Legenden rund um die Uhr finde ich ziemlich spannend. Diese hier besagt, dass Hanuš, ein Uhrenmacher, die Uhr um 1410 gebaut hat. In der Nacht bevor die Uhr in Betrieb genommen werden sollte, kamen Eindringlinge in sein Haus und nahmen ihm sein Augenlicht. So wollten sie vermeiden, dass Hanuš weitere Uhren für andere Auftraggeber bauen konnte. Hanuš aber war ein cleverer Mann und schickte seinen Gehilfen los, um ein wichtiges Teil wieder auszubauen. Die berühmte Uhr funktionierte ein ganzes Jahrhundert nicht, bis jemand in Hanuš‘ Grab jenes Teil wiederfand, das die Uhr wieder funktionstüchtig machte. Allerdings verfiel der Reparateur nach der Instandsetzung dem Wahnsinn…
2 – Die Karlsbrücke
Ok, ich weiß, sie ist Touristenschauplatz Nummer eins. Dennoch ist sie so etwas wie ein Wahrzeichen und du möchtest doch Prag nicht wieder verlassen, ohne sie wenigstens kurz gesehen zu haben, oder? Die Karawanen ziehen ab circa 9 Uhr über die Brücke, schau also, dass du so früh wie möglich dort bist. Ich war um 6 Uhr da und bei weitem nicht alleine, obwohl ich das insgeheim hoffte… Um diese Zeit begegnest du den Jungen, die noch von der Nacht übrig geblieben sind und den ambitionierten Fotografen, die die Brücke vor Ankunft der Massen ablichten möchten.
3 – Die Prager Burg
Sie ist jedenfalls ein historisches Symbol und einer der wichtigsten Kulturadressen in Prag. Seit dem 10. Jahrhundert war die Burg Sitz von Prinzen, Königen und dem Prager Bischof. Heute ist sie Sitz des Czechischen Präsidenten. Der Spaziergang auf die Burg führt über eine malerische Straße. Falls deine Füße schon müde sind, kannst du auch die Tram Nr. 22 nehmen. Auch hier empfehle ich eine frühe Anreise…
Ein paar Tipps off the beaten tracks sozusagen:
4 – Design, Kaffee und Kunst
Auf meiner Suche nach einigen versteckten Diamanten Prags habe ich deelive entdeckt. Ein Design Shop, Hipster Café und eine Kunstgalerie in Einem. Der Shop repräsentiert ausschließlich die besten lokalen Designer, die für ihre einzigartigen Werke an Interior Design, Schmuck und Mode nur hochwertige Materialien verwenden. Das Café lädt geradezu ein, die köstlichen Torten zu probieren und im oberen Stockwerk kannst du durch laufend wechselnde Ausstellungen flanieren. Ein großartiges Konzept, perfekt für einen verregneten Nachmittag.
5 – Für die Herren der Schöpfung
Gentlemen Brothers Exclusive ist ein echt cooler Herrensalon. Nach britischem Vorbild offerieren die jungen Herren dort verschiedene Rasiermethoden wie die Rasur mit dem heißen Tuch, elektrische Rasur, traditionelle Rasur, Bartstyling oder einfach nur einen Haarschnitt. Im Preis inklusive ist eine Tasse Kaffee, eine Flasche Wasser und ein Glas hochwertigste Spirituose nach Wahl. Und begleitet wird das Erlebnis im Gentlemen Brothers von Live-Klaviermusik. Liebe Damen, wenn ihr also einen Shopping Trip ohne den Liebsten machen wollt, hier ist der perfekte Ort für ihn. Und ihr liebe Männer, überlegt nicht zweimal…
6 – Bier Spa
Ja, du hast richtig gelesen. In Prag gibt es ein Bier Spa. Du kannst in einem handgefertigten, 1000-Liter Whirlpool aus feinster königlicher Eiche in natürlichen Brauextrakten baden. Hopfen öffnet die Poren der Haut und die hohe Dosis an Vitamin B regeneriert sie. Es gibt auch eine Hopfen Sauna und ein Weizenbett, in dem du dich entspannen kannst. Plus: unbegrenzter Bierkonsum inklusive.
7 – Letná Park
In Prag gibt es unzählige reizende Parks, wo du ein wenig vom Trubel und den Menschenmassen entspannen kannst. Letná Park ist der Heimatpark der Skateboarder und eine coole Location für Open-air Festivals. Er gehört zu den weniger frequentierten Parks auf einem Plateau auf Letná Hill und bietet einen atemberaubenden Blick über die Stadt und die Brücken. Einfach die Čech Brücke überqueren, die paar Stufen hinaufsteigen und die Ruhe genießen. Fotografieren nicht vergessen!
8 – St. Nicholas Kirchturm
Er ist weder ein Geheimtipp, noch ein verborgener Schatz. Er ist einfach nur ein weniger besuchter Turm in der Stadt. Am anderen Ende der berühmten Karlsbrücke findest du den St. Nicholaus Kirchenturm mit einem 360° Panorama Ausblick über Prag. Die 215 Stufen aufwärts sind zwar ein wenig anstrengend, der Blick über die ganze Stadt dafür umso schöner. Von oben siehst du die Menschenmassen auf der Karlsbrücke und bist froh, gerade nicht dort unten zu sein 😉
9 – Kantýna Prag
Fleischliebhaber aufgepasst – da müsst ihr hin. „Unsere Kantýna riecht geradezu nach Handwerkskunst und dem Feuer, auf dem wir unser Fleisch grillen“ – so heißt es auf der Homepage der Kantýna – punktgenau getroffen würde ich sagen. Du kannst dein Fleisch an der Theke auswählen und bekommst es kurz darauf an deinen Tisch in der geschäftigen Halle serviert. Es ist ziemlich laut in dem großen, hohen Saal, aber genau das war die Absicht der Erfinder. Kantinenatmosphäre mit Fleisch von höchster Qualität. Toll gemacht!
10 – Kaffee und Burger
Wenn du genug vom Trubel der Stadt hast, empfehle ich dir einen Spaziergang ins Summa Cum Laude im 2. Bezirk. Es ist ein cooles Bistro, wo du köstliche Burger und Salate bekommst. Und gleich nebenan findest du das entzückende If Café. Die Kuchen sind unglaublich gut, beim Cheesecake glaubst du, im Himmel zu sein.
Prag ist eine wahnsinnig tolle, wunderschöne Stadt und ich gebe ihr definitiv im Oktober oder im Winter eine neue Chance. Ich habe mir sagen lassen, dass sie im Winter, wenn auf den Straßen Schnee liegt, besonders charmant sein soll…
Brauchst du noch mehr Tipps? Kein Problem – hier findest du 22 Sehenswürdigkeiten und Highlights von Prag.